Menschen, die mit Kindern und Literatur zu tun haben, stellen ihr Lieblingskinderbuch vor

Treue Leser*innen dieses Blogs werden mir die Daumen gedrückt haben und… es hat geholfen! Im Dezember wünschte ich mir für 2018, Andreas Steinhöfel für Und was liest du so? zu gewinnen und nun hat es bereits im Februar geklappt. Was soll da noch kommen? 😉
Die Werke von Andreas muss ich Euch an dieser Stelle wohl nicht mehr en Detail vorstellen (nachdem ich mit ihm telefoniert habe, empfehle ich an dieser Stelle nur noch einmal wärmstens das hier sehr geliebte und von ihm selbst gelesene Hörbuch Dirk und ich, auf dem er sich mit seinem Bruder über ihre Kindheitserinnerungen unterhält). Was Ihr vielleicht aber noch nicht wusstet: Andreas Steinhöfel ist auch Drehbuchautor und sogar Filmproduzent und macht so schöne Sachen wie diese hier – und jetzt mag ich ihn noch viel mehr:
Bleibt also nur noch die Frage offen: Und was liest du so, Andreas Steinhöfel?
„Die Frage nach meinem Lieblingskinderbuch ist eine schwierige Frage, denn was ich gern lese, müssen Kinder nicht unbedingt gern lesen und andersherum eben auch nicht.
Ich mag es nicht, wenn Bücher pädagogisch sind, „Lies mal was gegen Rassismus!“ funktioniert einfach nicht. Wer Schrott lesen will, soll Schrott lesen und in seiner Schrottwelt leben. Ich habe früher als Kind 1200 Groschenroman-Horror-Hefte besessen und habe sie geliebt, irgendwann habe ich dann Heinrich Böll gelesen und alles war gut. Meine Nichte liest gerade nur Bücher, deren Cover voll mit Glitzer sind und die Mädchen darauf sehen alle aus wie Obst – bitte schön, auch das muss erlaubt sein.
Wenn du mich jetzt aber nach meinem absoluten Lieblingskinderbuch fragst, dann ist das Der geheime Garten von Frances Hodgson Burnett. Es ist ein Buch, das tief wirkt und funktioniert, ohne dass der Leser das merkt oder wissen muss – die durch die Geschichte transportierte Lebensweisheit wirkt erst viel später.

Der geheime Garten ist die Geschichte einer Heilung. Ein sehr störrisches und vor allem unglückliches Mädchen muss nach dem Tod der Mutter aus Indien zurück nach England ins Haus ihres sonderbaren Onkels und kommt dort erst einmal gar nicht zurecht. Doch dann entdeckt sie zufällig einen versteckten Garten, beginnt diesen zu pflegen und mit den Pflanzen blüht auch ihre Seele auf. Das Mädchen findet etwas, worin sie sich verlieren und womit sie sich selbst heilen kann und das ist eine ganz wichtige Botschaft. Ich verschenke dieses Buch sehr häufig, aber eher an Erwachsene.
Auch so ein Naturkind, das ich sehr mag: Heidi. Und natürlich Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, diese Geschichte ist einfach stimmig und rund. Mir fallen tatsächlich nur die Klassiker ein, weil es dort noch so ein sorgfältiges Erzählen gibt. Vor sechsundzwanzig Jahren, als ich anfing zu schreiben, gab es pro Jahr 3000 Neuerscheinungen im Kinder- und Jugendbuchbereich – mittlerweile sind wir bei 9000. Die Bücher orientieren sich am Fernsehen und müssen schnell und actionreich sein. Vieles wird für den Kommerz einfach hingerotzt, eine ganze Erzählkultur wird da geopfert. Natürlich machen das nicht alle so, aber es wird immer schwieriger, wirkliche Perlen zu finden.“