„Und was liest du so?“ mit Julie Cazier
Menschen, die mit Kindern und Literatur zu tun haben, stellen ihr Lieblingskinderbuch vor
Liebe Leute, ich habe Euch bereits die wunderschönen Bücher aus dem TintenTrinker Verlag vorgestellt, nun kann ich Euch auch den Kopf dahinter zeigen: Julie Cazier gründete 2014 den kleinen, unabhängigen Verlag um die Bücherliebe bei Kindern mit anspruchsvollen und innovativen Bilderbüchern und historischen Graphic Novels zu fördern.

Verlegerin Julie Cazier
Und deshalb möchte ich Euch auch nochmals auf Julies Crowdfunding-Kampagne auf Startnext aufmerksam machen: Indem Ihr Bücher (oder Kalender oder Poster) aus dem aktuellen Verlagsprogramm erwerbt, sichert Ihr gleichzeitig die folgenden TintenTrinker-Programme. Das ist nicht nur eine gute Tat, sondern eine klassische Win-Win-Situation für Freunde der anspruchsvollen Kinderliteratur – und die seid Ihr ja, oder? 😉
Ich freue mich sehr, dass Julie uns etwas über die Lieblingsbücher ihrer französisch-deutschen Kindheit berichten mag und frage: Und was liest du so, Julie Cazier?

Heidi, Nord Süd Verlag 2016
„Ich bin Französin und obwohl ich seit meinem 10. Lebensjahr in Deutschland lebe, bin ich mit französischer Kinderliteratur sozialisiert worden. Eigentlich. Denn in jungen Jahren war ich ein Riesen-Fan von Heidi. Ich hatte das Buch immer dabei, und irgendwann ist es komplett auseinandergefallen. Vermutlich konnte ich mich besonders gut mit Heidi identifizieren, weil wir Sommer wie Winter Urlaub in den Bergen gemacht haben, oftmals auf der Alm. Es gibt Kinderbilder von mir, die könnte man eins zu eins als Plakat-Werbung für einen Heidi-Film übernehmen.

Der kleine Nick und sein Luftballon, Diogenes 2012
Wir sind sowieso sehr ländlich aufgewachsen, unser Garten war quasi ein Privatzoo, wir haben sogar versucht, Maulwürfe zu domestizieren, was natürlich zum scheitern verurteilt war. Wir, das sind meine zwei älteren Geschwister, vor allem aber mein Bruder, der Gründer und Leiter des französischen Kinderbuchverlags Éditions Le buveur d’encre, dem ich die meisten der schönen Bücher aus meinem Verlagsprogramm verdanke. Er ist ein gutes Jahr älter als ich und wir waren sehr eng. Auf der Grundschule habe ich in den Pausen auch meistens mit ihm und seinen Freunden gespielt. Ich war im Übrigen eine gefürchtete Murmelspielerin! Vielleicht deswegen war dann zu Grundschulzeit Der kleine Nick meine Lieblingslektüre. Ich hatte alle Bände, kannte sie auswendig, und habe sie dennoch immer wieder gelesen. Ich finde, der kleine Nick hat durchaus etwas Comicartiges. Autor ist ja René Goscinny, der Vater von Asterix, und ursprünglich ist es als Serie periodisch in einer Sonntagszeitung erschien. Es ist eine großartige Satire und ich kann heute noch, immer wieder, herzlich über die Geschichten lachen.
Generell habe ich sehr viele Comics gelesen. Wir hatten alle Bände von Asterix, Tim und Struppi, Lucky Luke (es ist auch von René Goscinny), später Yoko Tsuno. Ganz selbstverständlich. Denn ich bin in einem Bücherhaushalt aufgewachsen und habe sehr viel gelesen, auch viele Klassiker der französischen und später der deutschen Kinderliteratur, die meistens natürlich von meinen Eltern ausgesucht und gekauft wurden. Ich habe aber nie von meinen Eltern gehört „lies etwas Richtiges“, wenn ich gerade einen Asterix zum 17. Mal gelesen habe. Comics hatten einen festen Platz in unserer Bibliothek, und nicht etwa, weil meine Eltern besonders cool gewesen seien, sie waren eher intellektuell und anspruchsvoll. Es liegt daran, dass Comics in Frankreich eine anerkannte literarische Gattung darstellen. Da habe ich Glück gehabt! 🙂 „
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