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Süddeutsche Zeitung Familie: Eine kleine Heftkritik

Ein neues Magazin am Familienhimmel

Dass ich eine ausgesprochene Printliebhaberin bin, hatte ich ja schon hier und hier erzählt, wobei ich zugeben muss, dass ich seit ich blogge, wesentlich internetaffiner geworden bin – und damit zum wiederholten Male dem Mainstream entspreche, aber was soll’s.

Vor etwa fünf Jahren sah das aber alles noch anders aus, ich verschlang jede Zeitschrift, die nur ansatzweise meinen Interessensgebieten entsprach und jedes Elternmagazin, das Deutschland so zu bieten hatte (außer Familie&Co und das verlinke ich auch nicht). Doch mit der Zeit wurde es immer weniger, was natürlich zum einen an der wachsenden Kinderzahl und der schrumpfenden Zeit in unserer Familie lag, zum anderen aber auch an den Magazinen selbst. Und wenn ich noch ein wenig weiter überlege, lag das natürlich auch an meinen sich wandelnden Interessen.

So war ich zu Zeiten von Monsieur 1′ Geburt vor knapp acht Jahren passionierte Eltern-Leserin und das kann ich auch jedem empfehlen, der gerade mit den Überraschungen, Fragen und Widrigkeiten des Elterndaseins zu tun und vielleicht keine zwei weiteren Generationen in der Nähe hat, um diese Fragen zu beantworten. Bereits beim zweiten Kind stieg ich auf Eltern Family um, da wir uns an den Themen „Möhre oder Pastinake?“, „Trage oder Kinderwagen?“ und Toxoplasmose ausreichend abgearbeitet hatten und uns nun mit KiTa-Eingewöhnung und Geschwisterstreit beschäftigten. Doch auch damit ist man ja Gott sei Dank irgendwann durch und irgendwie war ich es dann auch mit der Eltern – wobei ich im Wartezimmer vom Kinderarzt immer noch gerne mal hineinsehe.

Dann tauchte die Brigitte Mom am Horizont auf und ich kann ganz ehrlich sagen, dass ich mich noch nie von einer Zeitschrift so abgeholt gefühlt habe wie von dieser ersten Ausgabe. Ich war so begeistert – mein Facebook-Kommentar hat es sogar auf die Leserbriefe-Seite der zweiten Ausgabe geschafft. Ich war Mutter von zwei Kindern unter zwei, ich war müde, ich tat Dinge, die ich mir nie vorstellen konnte und ich war in meinem Bekanntenkreis die einzige, die Kinder bekommen hatte – ich liebte Brigitte Mom, denn darin waren Mütter wie ich, vielleicht ein wenig hübscher, aber genauso kaputt.

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Süddeutsche Zeitung Familie

Irgendwann haben die Brigitte Mom und ich uns dann ein wenig auseinander gelebt, was vermutlich an vielen kleinen Mosaiksteinen liegt. Viele Artikel werden mittlerweile von Mama-Bloggerinnen geschrieben, das bedeutet, dass ich die Texte meistens bereits so oder so ähnlich gelesen habe oder nicht lesen wollte – in meiner Filterbubble waren sie auf jeden Fall. Zudem bin ich nicht mehr die dreißigjährige Mutter von zweien unter zwei. Ich gehe schnellen Schrittes auf die vierzig zu und habe mittlerweile drei Söhne, was ungefähr gleichbedeutend ist mit „Ich habe schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen.“. Das heißt: Ich brauche es nicht mehr ganz so dringend, dass mir jemand sagt, dass es okay ist, wenn ich nicht perfekt bin, das habe ich in den letzten acht Jahren oft und schmerzvoll lernen müssen. Aber für junge Mütter ist das nach wie vor sehr wichtig, dass sie darin bestätigt werden, da bin ich weiterhin ganz bei der Brigitte Mom.

Ebenfalls eine Leserin der ersten Stunde bin ich von der Nido und das wird auch zukünftig erst einmal so bleiben. Mir gefallen zwar weder die Modestrecken (ich kann nie die Klamotten erkennen), Basteltipps (die Ergebnisse sind mir meist zu groß) und Kochrezepte (wobei: aus der letzten Ausgabe habe ich eines ausgerissen), doch die Artikel und Interviews gefallen mir ausgesprochen gut, allgemein sind die Themen sehr ausgewählt und wirklich facettenreich. Die Nido und ich werden uns wohl erst voneinander verabschieden, wenn Monsieur 3 aus dem Gröbsten raus ist.

Und nun ist also die Süddeutsche Zeitung Familie auf dem Markt und natürlich hatte ich mir sofort eine Gratisausgabe gesichert. Das Magazin besteht aus zwei Teilen: einem für Eltern und einem werbefreien für Kinder. Samstag habe ich durch beide das erste Mal grob durchgeblättert, Sonntagmorgen habe ich dann intensiv gelesen. Fazit: Das gefällt mir sehr, sehr gut.

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Süddeutsche Zeitung Familie – das Elternheft

Wenn ich auf die Namen unter den Texten blicke, ist dies aber auch nicht sonderlich verwunderlich: Die Redaktionsleitung hat Vera Schroeder, die bis zum Redaktionsumzug nach Hamburg Chefredakteurin der Nido war. Marcus Jauer schreibt darüber, wie man Kindern bei der heutigen Weltlage die Angst nimmt und zieht einen guten Vergleich zum Untergang der DDR. Kirsten Boie und Jesper Juul beantworten Elternfragen (leider gemeinsam mit Collien Ulmen-Fernandes, das ist vielleicht der einzige Wermutstropfen) und Georg Cadeggiani sieht sich neuerdings der Frage ausgesetzt, ob er AfD-Wähler sei – wegen der vielen Kinder. Und endlich weiß ich, was ein „Dab“ ist (bisher ging ich davon aus, Monsieur 1 hätte sich das alles ausgedacht).

Das Kinderheft beginnt mit einer Doppelseite voller Witze – ein Traum für meine beiden Großen! Alexa Hennig von Lange interviewt eine Tierärztin, wir besuchen eine Zehnjährige in Tansania und erfahren etwas über gefälschte Bilder im Internet, Angela Merkel, Martin Schulz und gelbe Telefonzellen. Dazwischen gibt es Sticker, Wimmelbilder, kleine Bastelanleitungen und Rätsel und das alles ist in einem so wunderbar nicht-anbiederndem Ton verfasst, dass sowohl Monsieur 1 als auch ich die Artikel gerne lesen. Monsieur 2, der noch nicht so richtig lesen kann, erfreut sich an den Mitmachbildern.

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Süddeutsche Zeitung Familie – das Kinderheft

SZ Familie ist das perfekte Magazin für Eltern, deren Gehirnzellen wieder mehr Kapazitäten für andere Dinge als Pastinaken und Eingewöhnungstage frei haben und die sich aber trotzdem für familienrelevante Themen interessieren. Mir gefällt das alles richtig gut und ich hoffe sehr, dass SZ Familie dieses Niveau in beiden Heften über die Zeit halten kann – doch bei den Beteiligten sollte dies wohl kein Problem sein! 😉

Süddeutsche Familie, 7,90 €, erscheint sechsmal im Jahr.

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