Autor*innen und Illustrator*innen stellen ihr Lieblingskinderbuch vor
Wie das Leben so spielt, reise ich in letzter Zeit häufig mit der Bahn durch Deutschland und wie so ein kleiner Lemming mache ich während dieser Bahnfahrten das, was momentan alle machen: Podcasts hören.
Auf meiner letzten Reise hörte ich zunächst und – Ehrlich! – vollkommen ungeplant Mit den Waffeln einer Frau, eine Interviewreihe von und mit Barbara Schöneberger, die mir der ICE vorschlug als ich mich in sein WLAN einloggte. Ich hörte ein Gespräch mit Olli Schulz und das war natürlich sehr lustig. Dann hörte ich den ZEIT-Podcast Alles gesagt mit dem Sternekoch Tim Raue und das war hochinteressant und zugleich ein bisschen nervig. Und dann hörte ich noch sexy & bodenständig und das ist der gemeinsame Podcast von Alena Schröder und Till Raether. Die beiden sprechen darin über das Schreiben mit all seinen Facetten und das ist so nett und witzig und vor allem so ehrlich, dass ich mich jedes Mal am liebsten einfach dazusetzen und reinquatschen würde (Wie übergriffig!).
Alena Schröder kann übrigens einen Podcast zum Thema Schreiben machen, weil sie hauptberuflich schreibt. Die Eltern-Timeline kennt sicherlich ihre Texte in Brigitte Mom und Nido (Nido!Heul!), außerdem schreibt sie als Journalistin am liebsten Porträts, Glossen und Reportagen. Alena ist aber auch Sachbuchautorin und ich weiß nicht, ob ihr das gefällt oder gerecht wird, aber ich picke mir als Beispiel mal dieses heraus: Große Ärsche auf kleinen Stühlen.
Ich habe mich nämlich beim Hören der letzten Podcast-Folge („Enttäuschung“) gefragt, von welchem Buch wohl die ganze Zeit die Rede ist und ich tippe mal auf dieses (was Alena sonst noch so schreibt, könnt Ihr hier nachlesen). Also: Wenn Ihr demnächst mal alleine Zug fahrt, unbedingt anhören! Jetzt fragen wir aber erst einmal
Und was liest du so, Alena Schröder?
Ich habe mich wahnsinnig darauf gefreut, meinen beiden Söhnen endlich die Kinderbücher von Roald Dahl vorlesen zu können, die ich selbst als Kind so sehr geliebt habe. Wegen des schwarzen Humors, den absurden Geschichten, den tollen Illustrationen von Quentin Blake, und weil in diesen Büchern wie sonst nirgends so klar zur Sprache kommt, was Kinder längst wissen: Es gibt schreckliche Erwachsene. Erwachsene, die so verkommen und fürchterlich sind, dass man ihnen guten Gewissens die Pest an den Hals wünschen darf. Eines von den weniger bekannten Büchern ist Die Zwicks stehen Kopf. Es handelt von einem garstigen alten Ehepaar, das sich gegenseitig schreckliche Streiche spielt und außerdem Tiere quält. Die Tiere schließen sich irgendwann zusammen, überlisten die Zwicks und rächen sich an ihnen. Das ist nicht unbedingt pädagogisch einwandfreie Erbauungslektüre zum Thema Konfliktlösung. Aber befreiend und komisch ist es allemal.
Überraschend berührt haben mich beim Vorlesen außerdem die Juli-Bücher von Kirsten Boie und Jutta Bauer. Sie handeln von einem Jungen im Kindergartenalter, der alterstypische Dinge erlebt: sich streitet, beim Fahrradrennen verliert, geärgert wird, ein Lieblingsspielzeug nicht finden kann, Angst vor Monstern hat. Es geht um alltägliche, aber eben doch große und elementare Kindergefühle, die hier aber nicht kleingequatscht, sondern ernst genommen werden in ihrer Dringlichkeit und ihrer Tiefe. In Juli und die Liebe gibt es beispielsweise eine unglaublich tolle Formulierung für das Gefühl, das sich einstellt, wenn einem schlagartig klar wird, dass man nicht zurück geliebt wird: Da ist in Julis Bauch plötzlich „ein Gefühl wie laute Dunkelheit“ – das finde ich so präzise beobachtet und dabei so leicht formuliert, dass ich es schon einmal geklaut habe. Verzeihung, Kirsten Boie!“
Was für ein guter Moment, um Juli liest in die Sommerpause gehen zu lassen, oder? Ich wünsche Euch eine tolle Zeit, Pommes, Eis und Wassermelone bis zum Abwinken und natürlich richtig gute Urlaubslektüren. Wir treffen uns hier wieder im August, macht’s gut!
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