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„Und was liest du so?“ mit Till Raether

Autor*innen, Illustrator*innen und Sprecher*innen stellen ihr Lieblingskinderbuch vor

Als ausgesprochene Print-Liebhaberin las ich bis vor kurzem so ziemlich jede Zeitschrift, die für meine Zielgruppe – also die Zielgruppe, zu der ich gehöre – geschrieben wurde. Seit Monsieur 3 laufen kann (Dezember 2015) stapeln sich hier die Magazine, ungelesen und eingestaubt. Erst in diesem Monat bin ich dahinter gekommen, dass es daran liegt, dass Monsieur 3 tatsächlich der erste Sohn ist, den man nicht dreißig Sekunden aus den Augen lassen kann – ich kann nicht einmal twittern, ohne dass das Kind dann bis zu den Knien in einer Pfütze steht…

Deshalb kann ich meine geliebten Zeitschriften nur noch sporadisch durchblättern (denn gekauft habe ich sie ja weiterhin, mir kann man die Printkrise wirklich nicht vorwerfen) und die Artikel lesen, die mich wirklich interessieren. In der Brigitte Mom sind das die Texte von Till Raether, der dort eine Kolumne namens Dad – Die Gegendarstellung schreibt (hier habe ich bereits davon erzählt). Und immer gefallen mir seine Artikel ein bisschen besser als der hysterische Rest, den man sonst im Elternkosmos liest.

Till Raether ist aber nicht nur Journalist, sondern auch Krimiautor. Sein dritter Roman um den hochsensiblen Hamburger Kommissar Adam Danowski ist gerade bei Rowohlt erschienen, er heißt Fallwind. Und außerdem ist Till Raether – die Dad-Kolumne ließ es bereits vermuten – zweifacher Vater. Welches Kinderbuch liest er wohl Zuhause vor?

„Ich habe ein paar ganz offensichtliche Lieblingskinderbücher, zum Beispiel bin ich überzeugt, dass man aus Astrid Lindgrens Wir Kinder aus Bullerbü mehr übers Erzählen lernt als aus sämtlichen Autorenratgebern. Oder Lieblingskinderbücher, die nur noch in meiner Erinnerung existieren, und die ich nie für meine Kinder wiedergefunden habe. 3:0 für die Bärte von Heiner Gross, etwa (bei Amazon gebraucht für 94,50€? Ach, dann müssen die Kinder doch ohne auskommen). Oder eines, dessen Titel und Verfasser ich seit 30 Jahren vergessen habe, in dem Kinder in einer städtischen Traumlandschaft durch übergroße Tassen, Teller und Becher wandern. Erinnert sich zufällig jemand?
Ein ganz reales und zu Unrecht übersehenes Buch aber gibt es, über das wir immer wieder reden: Die kleine Nini von Sophie Scherrer, mit Illustrationen von Maximilian Meinzold. Es ist so eine Art Hommage an Der kleine Nick von Goscinny und Sempé, was im Text noch besser gelingt als in den Zeichnungen. Aber das Buch ist mehr als ein Abklatsch: Sophie Scherrer imitiert zwar den Ton vom kleinen Nick, aber die Welt ihrer kleinen Nini ist größer und bedrohlicher. Egal, ob es um religiöse Fragen und den Umgang mit einer Hostie geht, um den Tod oder um die neue Frau des getrennten Vaters.

Sophie Scherrer

Die kleine Nini, Baumhaus 2015

Das ist manchmal ein bisschen überambitioniert und gelingt nicht so ganz, hier und da ist das Buch platter und alberner als sein Vorbild, aber nicht zuletzt das Unperfekte macht Die kleine Nini so charmant: ein amtlicher Roman für Kinder um 10, der manchmal richtig albern, dafür aber auch immer wieder sehr traurig, sehr lustig und insgesamt super zum Vorlesen ist. Noch zwei, drei Jahre danach sagen die Kinder manchmal, wenn sie das Buch beim Aufräumen finden: Ach, schade, dass es davon keinen zweiten Band gibt.“

Sophie Scherrer: Die kleine Nini. Baumhaus 2015, ab acht Jahren, 8,99 €

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