Und jetzt retten wir die Welt!
Willst du die Welt verändern,
dann verändere dein Land.
Willst du dein Land verändern,
dann verändere deine Stadt.
Willst du deine Stadt verändern,
dann verändere deine Straße.
Willst du deine Straße verändern,
dann verändere dein Haus.
Willst du dein Haus verändern,
dann verändere dich.
Laotse
Eigentlich ganz einfach, was sich Laotse da im (wahrscheinlich) 6. Jahrhundert vor Chr. so überlegt hat, oder? Warum fällt es uns dann trotzdem so schwer, angesichts der Lage in unserer Straße, unserer Stadt, unserer Welt den Hintern hoch zu bekommen und Dinge zu verändern? Weil wir denken, dass es nichts bringt. „Was kann ich als Einzelner schon tun?“ hört man es häufig seufzen, doch wenn man auf Laotse hört, scheint es gar nicht so schwer zu sein, wie man glaubt.
Das haben sich auch Ilona Koglin und Marek Rohde gedacht und das Medienprojekt Für eine bessere Welt initiiert. Jetzt, rund zehn Jahre später, starten sie die Initiative Und jetzt retten wir die Welt!, zu der gleichzeitig ein Handbuch für Idealisten und Querdenker erschienen ist.

Das Buch hat drei Anliegen: Zum einen ist es ein Nachschlagewerk, das Fakten, Ideen und Links zu Organisationen und Projekten liefert, zum anderen ein Lesebuch mit Reportagen, Erfahrungsberichten und Gedankenspielereien. Drittens ist das Buch auch ein Ratgeber mit Praxistipps und Anleitungen, die zeigen, wie man seinen Alltag öko-sozialer gestalten kann.
Am Ende des Buches finden sich dann die 73 Aktionen, die ich im Titel genannt habe und die in den einzelnen Kapiteln beschrieben werden, in einer Art Checkliste wieder. Begonnen bei sich selbst (Haltung, Körper, Essen, Klamotten) und seinem Zuhause (Einrichten, Haushalten, Wohnen) geht es über die Straße (Nachbarn, Grünes, Tiere) in die Stadt (Mobilität, Arbeit, Konsum) in das Land (Geld, Politik, Kultur) in die Welt (Reisen, Global). So kann man Schritt für Schritt anfangen, entweder am Beginn der Liste oder mit einer Aktion, die einem am besten gefällt. Auf www.jetztrettenwirdiewelt.de findet man alle Aktionen auch als interaktive Online-Kurse, außerdem kann man dort Ideen oder Fragen loswerden.
Mir begegnet Und jetzt retten wir die Welt! in einer Zeit, in der ich fast ein wenig resignieren möchte vor den gesellschaftlichen Herausforderungen. Das liegt zum großen Teil auch an meinem neuen Job in einem sogenannten Problemviertel. Tag für Tag mit dem Fahrrad dort durch die Straßen zu fahren und Tag für Tag Jugendliche bezüglich ihres Bildungsweges beraten zu müssen, obwohl viele von ihnen zunächst ganz anders geartete Beratung bräuchten – gleichzeitig in meinem Kindergarten über Bioessen zu diskutieren und die Grundschullehrerin über die schlechte Heftführung der Drittklässler*innen klagen zu hören… das muss ich erst einmal für mich auf einen Nenner bringen.
Wo wollen wir hin? Wo will diese Gesellschaft hin? Und was bringt es, wenn meine Jungs Biomöhren essen, ich diesen Blog schreibe und andernorts Kinder jahrelang die Schule verweigern, weil in diesem System scheinbar kein Platz für sie ist, sie aber Unterstützung dabei erfahren, sich jeden Fingernagel in einer anderen Farbe zu lackieren?
Meine Twitterfreundin @FrauHasenherz sagte mir, dass das eine das andere nicht schlechter macht und sie muss es wissen: Sie ist Sozialpädagogin. 😉 Also muss ich einen Weg finden um damit umzugehen. Und ich muss versuchen, einen Weg zu finden um mein Haus, meine Straße und meine Stadt zu verändern.
Da hat Laotse schon recht.
Ilona Koglin, Marek Rohde: Und jetzt retten wir die Welt! Kosmos 2016, 19,99 € oder als E-Book für 14,99 €.
ISBN/EAN: 9783440151891
Sprache: Deutsch
Umfang: 192 S.
Erschienen am 14.09.2016