Bilderbuchschatz über Kinderalltag
Wer auf der Suche nach einem richtigen kleinen Schatz für Bilderbuchliebhaber:innen ist, liegt mit Kleine weite Welt von der von mir so hochverehrten Tanja Székessy total richtig – Ihr seht: Ich bin so angetan, dass ich diesen Beitrag direkt mit dem Fazit beginne.
Jede:r von uns hat seine eigenen, ganz privaten und intimen Kindheitserinnerungen. Kleine Begebenheiten oder Begegnungen, die nicht nur klein, sondern klitzeklein wirken – für Erwachsene oder in der Erinnerung. Die nagelneue Sonnenbrille, die beim Runterbeugen übers Brückengeländer direkt ins Wasser fiel. Das gefundene 1-Mark-Stück. Der Chow-Chow, der am Strand freudig auf einen zugelaufen kam und einem dann ans Bein pinkelte…
Ich bin häufig überrascht, wenn die beiden großen Messieurs beim Abendbrot lachend mit „Wisst ihr noch…“ ansetzen und dann eine kleine Geschichte folgt, bei der sie vier, fünf oder sechs waren und an die ich mich manchmal tatsächlich nicht erinnern kann, weil es in dem jeweiligen Moment so nebensächlich wirkte oder weil andere Erinnerungen es überlagert haben. „Wisst ihr noch, wie Monsieur 3 in Marokko einfach Fanta getrunken hat, obwohl er erst zwei war!?“ – für die Messieurs 1 und 2 eine vollkommen undenkbare Situation. Nein, das habe ich vergessen; bei mir ist abgespeichert, dass wir auf dem Rückflug im Schneegestöber in München zwischenlanden und übernachten und stundenlang auf Flughäfen ausharren mussten. Meine Söhne: „Wisst ihr noch, wie weich die Decken im Hotel in München waren…?“

Wer die Bilderbücher von Tanja kennt, weiß, wie gut sie klassischen Familienalltag in nostalgisch anmutenden Illustrationen abbilden kann, Kleine weite Welt ist sozusagen die Fortsetzung meiner absoluten Lieblingsbücher Drei Kinder und ein Tag und Mio war da. Wer aufgrund der Illustrationen nun vermutet, dass selbstgemalte Bilder auf der Straße verkaufen und schwimmen lernen unter den Alltagsgeschichten sind – richtig getippt. Aber genauso gibt es auch die Momente, in denen ein Mann im Treppenhaus pöbelt oder eine Frau auf die Straße macht (Groß!).
Jede:r, ob groß oder klein, wird sich in diesen kleinen Momenten, die manchmal so verwirrend oder einprägend sein können, dass man sein ganzes Leben lang daran denkt, wiederfinden. Und: Beim Lesen fallen einem längst vergessene, eigene Kindheitsmomente wieder ein. Monsieur 3’s Lieblingsgeschichte ist die von Niko, der vorläuft und zwischen zwei Hunde gerät (Wen wundert’s…), ich mag die mit der Oma und ihren Nachttöpfen. Und die, in der Olli sich mit geklautem Geld ein Eis kauft, das irgendwie anders schmeckt als sonst – das kennen wir wohl alle, oder? (Hier entlang geht’s zur Leseprobe.)
Also, machen wir noch einmal ein Fazit am Ende: Taucht ein in die Kleine weite Welt von Tanja – Ihr werdet es nicht bereuen! ❤
Tanja Székessy: Kleine weite Welt. Klett Kinderbuch, ab 4 Jahren, 15 Euro.