Autor*innen und Illustrator*innen stellen ihr Lieblingskinderbuch vor

Heute ist eine Kinderbuchautorin auf unserem digitalen (Vor-) Lesesofa zu Gast, die gar nicht so weit entfernt von mir wohnt, nämlich in Hamburg, und über die es gerade so viele Neuigkeiten zu berichten gibt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll… Herzlich willkommen, Kristina Kreuzer!

Also, wo wollen wir beginnen? Vielleicht bei dem großen C, denn das ist unvermeidlich, da müssen wir alle durch und da ist es gut, wenn es auch in Kindermedien seinen Platz findet. Im letzten Jahr hat Kristina Kreuzer auf Instagram interaktive Onlinelesungen mit ihrer Kinderbuchheldin Rosa (Rosa und Toni sowie Rosa und der Geburtstag sind bei Woow Books erschienen) veranstaltet und jetzt sind Rosas Erfahrungen mit der miesen Krise (inklusive Homeschooling, Erklärvideos und Arbeitsplänen) als Buch erschienen, illustriert wurde das Ganze von Annabelle von Sperber.

Außerdem ist gerade ein ganz tolles Buchprojekt erschienen, an dem Kristina – als Hamburgerin – beteiligt ist: Die Elbautoren, das Hamburger Netzwerk für Kinder- und Jugendbuchautor*innen, haben im (Hamburger) Carlsen Verlag ein gemeinsames Vorlesebuch veröffentlicht, es trägt den Titel Volle Fahrt voraus! und vereint Geschichten, Gedichte und Lieder rund um die Elbe und das Meer. Mit von der Partie sind neben Kristina viele Autor*innen, die sich auch hier regelmäßig auf dem Blog tummeln: Till Penzek, Kai Pannen, Rieke Patwardhan, Katharina Mauder, Kirsten Boie, Jörg Bernardy, Andrea Schomburg, Nele Palmtag und viele, viele andere – aber hört und seht selbst:

Die Elbautoren – Volle Fahrt voraus!

Und wer nicht nur Lust auf Hamburg und die Elbe, sondern auch auf Griechenland und einen Esel namens Tzaziki hat, dem sei Ein Sommer wie sprudelnde Limonade empfohlen, Kristinas neuer Kinderroman, der am 23. April erscheint. Nach so vielen Informationen wollen wir uns nun aber auch ihren Lieblingskinderbüchern widmen und deshalben fragen wir jetzt:

Und was liest du so, Kristina Kreuzer?

Es gibt diese Bücher der Kindheit, man findet sie in irgendeiner alten Kiste wieder, hält sie in den Händen und hat ein wohliges Gefühl im Bauch, weil man weiß, wie es sich anfühlte, klein zu sein. So ging es mir mit Was ist nur mit Leo los? von Robert Kraus und José Aruego (erschienen 1971!). Leos Freunde können alles. Eule, Schlange, Elefant, Vogel und Krokodil können lesen, schreiben und malen. Sie können ordentlich essen und sprechen. Und was macht Leo? Leo verkleckert sein Essen, malt Krickelkrackel und kann noch nicht mal sprechen. Leos Vater macht sich Sorgen und fragt: „Was ist nur mit Leo los?“, woraufhin Leos Mutter ihn beruhigt: „Mach dir keine Sorgen. Der lernt alles noch früh genug“. Und dann sagt Leos Vater diesen grandiosen Satz: „Gut. Ich werde abwarten und fernsehen.“ Und tatsächlich, im nächsten Frühjahr kann Leo auf einmal all das, was er nie konnte. Es folgen dann fröhliche, bunte Seiten, wie Leo stolz da sitzt und schöner malt und besser schreibt als alle anderen. „Und sprechen kann er auch, sogar gleich einen ganzen Satz. Er sagt: Ich habe es geschafft.“ Als Mutter von drei Töchtern denke ich oft an dieses Buch, wenn die Kinder ungeduldig werden oder ich selbst, weil etwas noch nicht so recht klappen will. Ich stelle mir dann das gelassene Gesicht von Leos Mutter vor, voller Urvertrauen.

Was ist nur mit Leo los? (Ausgabe von Kristina Kreutzer)

Ein weiteres Buch, das ich wiederfand, war Lupinchen von Binette Schroeder. Als ich vor ein paar Jahren die Bilder wiedersah, hatte ich die plötzliche Eingebung, all meine Kreativität und meinen Schöpfergeist aus diesen Bildern gezogen zu haben. Mich haben als Kind Binette Schroeders traumartigen, stillen Bilder unglaublich bewegt. Was dazu sehr wichtig ist: Man fühlt sich geborgen in diesem Buch, wie Lupinchen, weil sie ihren Freund hat, den Vogel Robert, der sie eines morgens besorgt anguckt und dann seufzend sagt: „Lupinchen, du mußt ja ganz traurig gewesen sein, heute! Du hast wieder all die Bäumchen mit den Wurzeln nach oben eingepflanzt, nun werden das wieder lauter Trauerweiden …“ Lupinchen antwortet: „Ach, Robert, du hast es gut. Du hast zwei Flügel. Du kannst fortfliegen über die Felder bis zum Meer. Aber ich muss allein hier im Garten bleiben.“ Zum Glück erleben die zwei aber dann Abenteuer und sie lernen noch Mister Humpty Dumpty und Herrn Klappaufklappzu kennen – der übrigens in einem Schachtelanzug steckt und alles aus Papier basteln kann, vom Haus bis zum Flugzeug – genial! Wenn ich Lupinchen aufschlage, bin ich sofort wieder in diesem verwunschenen Garten, in dem es einerseits so schön und geborgen ist, andererseits aber eben doch die weite Welt lockt.

Binette Schroeder, Nord Süd, Klassiker
Lupinchen, Nord Süd Verlag

Nun ja, spätere Bilder- und Kinderbücher zeichneten sich oft dadurch auf, ob ich meinen Kindern das Buch bis zu Ende vorlesen kann, ohne zu weinen, weil mich die Geschichte so rührt. Bei Ein Rucksack voller Sand von Elisabeth Steinkellner und Michael Roher ist mir das nie gelungen. Wir haben das Buch vor acht Jahren von meinen Eltern bekommen, als wir gerade für einige Jahre nach Singapur gezogen waren. Mich hatte es in die Ferne gezogen – wie Paula, das Mädchen aus dem Buch, das immer vom Reisen träumt. Als Paula dann von ihrer weiten Reise zurückkommt und zu Hause ihren Rucksack voller Sand ausleert, prall gefüllt mit Erfahrungen und Erinnerungen, fragt die Mutter ängstlich, ob sie nun direkt wieder loswolle, aber Paula antwortet: „Nein. Im Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher als Grießnockerlnsuppe.“ Spätestens bei diesem Satz war es um mich geschehen und das Heimweh hatte mich gepackt.

Ein Rucksack voller Sand (Ausgabe von Kristina Kreutzer)

Als letztes möchte ich Madonna Svensson von Anna-Karin Eurelius (mit genialen schwarz-weiß Illustrationen von Ole Könnecke) nennen. Ein traurig-schönes und dabei ungemein witziges Buch, über die kleine Jasmin Svensson, die sich Madonna nennt, weil sie sich vornimmt, so selbstbewusst zu sein wie Madonna. Ich liebe dieses Buch. Es inspiriert mich, weil die Kindersicht auf die Dinge kreativ und manchmal richtig schräg ist und es genau deshalb so toll ist, diese zu beschreiben.



2 Antworten zu „„Und was liest du so?“ mit Kristina Kreuzer”.

  1. Avatar von Melanie
    Melanie

    Ich bin bis heute dankbar für das Buch Lupinchen, welches ich von jemanden ganz besonderes geschenkt bekommen habe. Es gehört nun zu meinen Lieblingsbüchern. Jedes mal, wenn ich eine Trauerweide sehe, dann muss ich an sie denken und erfreue mich über den Gedanken, wie Lupinchen wieder verträumt ihre Bäume gepflanzt hat. Man sieht die welt mit ganz anderen Augen. Ein wirklich empfehlenswertes Buch für große und kleine Leute.

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    1. Avatar von Juli

      Oh, das klingt ja schön – noch ein Grund mehr, dass es auf meine Liste wandert! Liebe Grüße!

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