Menschen, die mit Kindern und Literatur zu tun haben, stellen ihr Lieblingskinderbuch vor
Meine Namensvetterin Julia Dibbern ist einer dieser Menschen, die ich in diesem anonymen Internet kennengelernt habe und die ich am liebsten sofortin echt treffen würde. Es mag ein wenig abgedroschen klingen klingt abgedroschen, aber ich kenne nicht viele Menschen, die so facettenreich sind wie Julia, die so viele vermeintlich unterschiedliche Themen haben, die dann doch ein großes Ganzes ergeben.
Autorin Julia Dibbern
Julia Dibbern ist Journalistin, Autorin und Mitbegründerin des artgerecht-Projekts, ihre Gebiete sind Nachhaltigkeit und Familie. Für den BeltzVerlag schrieb Julia unter anderem drei Elternratgeber über innige Eltern-Kind-Beziehungen und prägte den Begriff Slow Family. Im März erscheint ihr neuester Ratgeber Die Tyrannenlüge bei Kösel.
Verwöhn dein Baby nach Herzenslust, Beltz 2016
Slow Family, Beltz 2017
Die Tyrannenlüge, Kösel 2018
Nun könnte man (vor allem wenn man jemand ist, der in der Regel keine Elternratgeber liest) Julia in eine bestimmte Schublade stecken – in welche auch immer! 😉 Doch dann erfährt man plötzlich, dass sie Mitbegründerin des Indie-Verlags Ink Rebels ist (Unbedingt auf der Startseite lesen, wie der Verlag zu seinem Namen kam!) und Jugendromane schreibt, die gleichzeitig nah am Leben von Jugendlichen und visionär sind. Wie begeistert ich von Wolkendämmerung war, könnt Ihr hier nachlesen, Wenn ich dich nicht erfunden hätte steht deshalb ganz oben auf meiner Liste der noch zu lesenden Bücher.
Wolkendämmerung, Ink Rebels 2017
Wenn ich dich nicht erfunden hätte, Ink Rebels 2017
Da Julia sich so gut mit Jugendliteratur auskennt, selbst Mutter eines Heranwachsenden ist und Jugendromane hier auf dem Blog ohnehin etwas zu kurz kommen, habe ich Julia gebeten, Buchtipps in diese Richtung abzugeben und: Sie ist meinem Ruf (sehr ausführlich) gefolgt! Lustigerweise passen ihre Buchtipps sehr gut zu meinem Januarthema – Wissen ist Macht! 😉
Und was liest du so, Julia Dibbern?
Wir haben lange eine Vorlesekultur in der Familie gehabt und die schönsten Bücher aus der Zeit stehen natürlich immer noch im Regal.
Der geheime Schlüssel zum Universum, cbj 2010
Was mir spontan einfällt, wenn ich daran zurückdenke, ist Der geheime Schlüssel zum Universum von Lucy und Stephen Hawking und seine beiden Folgebände Die unglaubliche Reise ins Universum und Zurück zum Urknall. Wir hatten damals die Sonderausgabe mit den Weltraum-Bildern und -Erklärungen darin: Definitiv ein Liebhaberstück für die ganze Familie.
Worum geht’s? George hat ziemlich verbohrt-ökige Eltern und ein Schwein. Eines Tages ziehen ins Haus nebenan der Wissenschaftler Eric und dessen bad-ass-Tochter Annie ein und verändern Georges Leben. Eric hat einen Quantencomputer namens Kosmos entwickelt (wir haben jahrelang so getan, als hätten wir einen „Kosmos“ im Haus), der nicht nur intelligent ist, sondern auch Reisende durchs Universum schicken kann, wo George und Annie natürlich allerhand Gefahren gegenüberstehen. Teilweise sind die Charaktere ein wenig platt, aber das wird absolut wettgemacht durch die reichhaltige Fantasie.
Auf langen Autofahrten hat uns die Abenteuer&Wissen-Reihe von Maja Nielsen sehr beglückt, immer wieder. Es gibt sie auch als Bücher, aber bei uns lagen vor allem die großartig gemachten Hörfeatures sehr hoch im Kurs. Vor allem vier davon fallen mir als besondere Highlights ein, aber sie sind es alle wert, gehört und geliebt zu werden, egal, ob es sich um die Biografie von Thomas Edison handelt oder um die Wanderungen Sven Hedins durch die Takla Makan. Kauft sie! Hört sie! Jetzt! ALLE!
Weil es aber ins Unendliche gehen würde, wenn ich alle aufliste, hier also die besagten vier herausgepickten Highlights. Keins davon ist jedoch für zu junge Kinder geeignet, Maja Nielsen beschönigt auch grausame Umstände nur begrenzt.
Die Kosmonauten: Mit 20 Millionen PS ins All
Möglicherweise merkt man an der Auswahl hier, dass es in unserer Familie eine gewisse Tendenz zu den Sternen gibt. Ich glaube aber, dass dieses Feature durchaus auch für Kinder und Eltern spannend ist, die diese Affinität nicht in dem Maße haben. Es ist so gut gemacht, dass man wirklich mitfiebert, wenn Gagarins Raumkapsel hochgeschossen wird, Angst hat, wenn er sich über die vorausgesagte Zeit hinaus nicht meldet – und vielleicht weint, wenn er stirbt. Auf jeden Fall muss man hinterher sehr oft ins Planetarium gehen.
Jane Goodall & Dan Fossey: Unter wilden Menschenaffen
So wunderschön und beeindruckend die Arbeit – und das Leben – von Jane Goodall und Dan Fossey hier erzählt werden: Dieses Feature ist definitiv nichts für schwache Nerven, oder es braucht aufmerksam mithörende Eltern, die an den entsprechenden Stellen vorspulen und/oder für Gespräche zur Verfügung stehen, denn Maja Nielsen erzählt eben nicht nur von der Freundschaft zwischen David Greybeard und Jane Goddall, sondern auch von den Wilderern in den Bergen von Ruanda. Dennoch (oder gerade deswegen?) absolut hörenswert!
Scott und Amundsen: Das Rennen zum Südpol
Für uns heute sonst so schwer nachvollziehbar, das Denken „für Krone und Vaterland“, wird bei Scott und Amundsen lebendig. Und nicht nur das. Man friert und hofft förmlich mit, wenn die beiden ihre unterschiedlichen Wege zum Südpol ziehen – von wo nur einer zurückkehren wird.
Titanic : Entdeckung auf dem Meeresgrund
Die Geschichte des Untergangs der Titanic wird aus der Perspektive des überlebenden Zweiten Offiziers Charles Lightoller erzählt. Bis heute – ganz ehrlich, auch noch beim hundertdreiundzwanzigsten Hören – bekomme ich an der Stelle Gänsehaut, wo die Carpathia Volldampf gibt und alle wissen: Sie wird es nicht schaffen. Grandioses Kopfkino, das von menschlichem Versagen erzählt, aber auch von Hoffnung und Durchhaltekraft.
Könnt Ihr noch?
Dann würde ich noch zwei Bücher vorstellen wollen, die uns auch allen gute Unterhaltung geschenkt haben.
Ruf der Tiefe von Katja Brandis, die Near-Future-Geschichte des jungen Tiefseetauchers Leon, der mit Hilfe seiner telepathischen Krake Lucy einem Umweltverbrechen auf die Spur kommt. Nachdem wir mit Leon getaucht waren, wollten wir nicht nur einen Kosmos zu Hause haben, sondern auch die Möglichkeit, so zu tauchen wie Leon…
Last but not least eines der letzten Bücher, die wir in trauter Familienleserunde gelesen haben: Affenbruder von Kenneth Oppel. Der fünfzehnjährige (?) Ben bekommt einen kleinen Bruder, und zwar nicht irgendeinen, sondern Zan. Zan ist ein Schimpansenbaby, und Bens Eltern sind Wissenschaftler. Zuerst ist Ben entsetzt, doch dann wird Zan für ihn zu einem richtigen Bruder, den er bald gegen den Rest der Welt verteidigen muss. Klar ergeben sich dadurch auch Gespräche (Wie weit darf Wissenschaft gehen?), aber vor allem ist es einfach superspannend bis zum Schluss.
[…] Julia Dibbern: Ich liebe den Grüffelo, weil bis heute der Satz »Silly old Snake, doesn’t he know? There’s no such thing as a gruffel … Oh!« zu unseren beliebsteste Familienzitaten gehört. […]