Ronojoy Ghosh, Bilderbuch, ab vier, vorlesen, Kinder

No place like home?

Wir scheinen den Sommer der schlecht gelaunten (Ant-) Arktisbewohner*innen zu haben, ich denke da an Paule Pinguin allein am Pol und halte jetzt Herr Eisbär will nach Hause in den Händen. Und bin etwas verwirrt, vielleicht könnt Ihr mir helfen.

Ronojoy Ghosh, Bilderbuch, ab vier, vorlesen, Kinder
Herr Eisbär will nach Hause, Lingen Verlag 2017

Herr Eisbär ist ein sehr grimmiger Eisbär, er lächelt nie und hat immer schlechte Laune. Nichts kann er leiden, am wenigsten sein Haus, das einfach viel zu klein für ihn ist. Was ihn außerdem noch nervt: das Wetter, die Lautstärke, die Enge, die Stadt. Herr Eisbär weiß, dass die Stadt nicht sein Zuhause ist, also begibt er sich auf eine Reise, um sein Zuhause zu suchen. Und so beginnt eine abenteuerliche Reise, auf der vieles nicht das Richtige ist. Der Dschungel ist zu unbequem, das Gebirge zu hoch, die Wüste zu heiß, das Meer zu bewegt.

Doch dann kommt Herr Eisbär zum Nordpol:

„Er lächelte plötzlich und war auf einmal überhaupt nicht mehr grimmig. Nach seiner langen Reise war er sich jetzt ganz sicher: Hier war sein Zuhause, hier wollte er bleiben.“

aus: Herr Eisbär will nach Hause, Lingen Verlag 2017

Äh. Ja.

Ich weiß nicht, ob es an mir liegt, aber ich finde die Botschaft irgendwie schwierig. Ich denke an meine Aktion #weltkulturstattleitkultur und ich denke an #liesdasafd von Rike Drust und vielleicht bin ich dadurch ein wenig beeinflusst, aber: Soll das die Aussage des Buches sein? Wenn ich nicht in meinem Heimatland bin, bin ich grummelig und kann nicht lächeln, also muss ich zurück?

Okay, die Großstadt, in der Herr Eisbär lebt, ist laut und eng und sein Haus ist zu klein (Wohlgemerkt: Es ist kein Zoo!). Aber hätte es nicht sein können, dass er eine nette Braunbärin kennenlernt, mit ihr aufs Land zieht und zuckersüße karamellfarbene kleine Bären macht? Und sich dadurch Zuhause fühlt, obwohl er nicht zum Nordpol zurückkehrt?

Der Titel der englischen Originalausgabe ist No place like home und da hat der Autor natürlich recht – aber was ist mit Home is where the heart is? Ist home nur dort, wo man geboren wurde? Wie gesagt: Ich finde die Botschaft schwierig. Oder bin ich da etwas engstirnig und dramatisiere dieses wirklich hübsche Bilderbuch ein wenig? Was meint Ihr?

Ronojoy Ghosh: Herr Eisbär will nach Hause (Übersetzung: Greta Lindberg). Lingen Verlag 2017, ab vier Jahren, 12,95 €.

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3 Antworten zu „Herr Eisbär will nach Hause”.

  1. Avatar von Nicht um die Ecke oder Mütter und Smartphones – Juli liest

    […] eigentlich nie Verrisse schreibe, genau genommen ist es nur zweimal vorgekommen (nämlich hier und hier). Bücher, die mir nicht gefallen, empfehle ich einfach nicht weiter und nur ganz, ganz selten ist […]


    https://polldaddy.com/js/rating/rating.js

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  2. Avatar von kitsune_miyagi

    Morgen 🙂

    Vielleicht geht es verdeckt darum, dass seine „richtige“ Heimat durch den Klimawandel bedroht ist? Zugegeben, es wäre schon sehr abwegig. Vielleicht aber, dass Wildtiere in die Natur gehören und ja, im Gegensatz zu uns fühlen sie sich „Zuhause“ am wohlsten? Am besten müsste man mal den Autor selbst fragen, was er sich dabei gedacht hat. 😀

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    1. Avatar von Juli

      Stimmt, der Klimawandel könnte auch eine Option sein… 🙂

      Gefällt 1 Person

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