Ein zartes, französisches Bilderbuch über Diskriminierung
Theo Skouarneg versteht die Menschen um sich herum einfach nicht: Immer wieder finden sie neue Umschreibungen für seinen Vater, die jedoch in Theos Augen gar keinen Sinn ergeben. Angeblich kommt sein Vater vom Planeten Uranus, gleichzeitig aber auch von einer ganz anderen Fakultät. Manche sagen auch, dass Theos Papa ein Höhlenforscher und Torfstecher ist – komisch, wo er doch Theaterstücke schreibt!

„Neulich in der Schule habe ich gehört, wie meine Lehrerin dem Direktor gesagt hat, Papa ist im Hoch- und Tiefbau und dass das bei Künstlern häufig vorkommt. Ich weiß nicht, was sie damit meint. Papa sagt, er hat noch nie was gebaut außer Sandburgen, weil er nämlich zwei linke Hände hat.“

Irgendwann wird es Theo zu bunt und er erzählt seinem Vater, was die Leute über ihn sagen. Der muss ein bisschen lachen, ist aber auch ein wenig sauer über das Gerede. Und dann sagt er Theo, was die Leute mit ihren blumigen Umschreibungen meinen: Theos Papa ist schwul und das bedeutet, dass er Männer liebt.
Die französische Autorin und Illustratorin Anna Boulanger verknüpft ihre Arbeiten gern mit Schrift und Sprache und regt ihre Leser dazu an, sich das Gewöhnliche der Sprache anzusehen. In Papa ist doch kein Außerirdischer! ist ihr das besonders geglückt: Die mit feinem Strich gezeichneten Illustrationen – die mich ein wenig an Wilhelm Busch erinnern – führen die blumigen Umschreibungen von Homosexualität ad absurdum und machen dadurch die verbale Diskriminierung sichtbar – auch wenn diese vielleicht witzig gemeint sind.
Anna Boulanger: Papa ist doch kein Außerirdischer! (Übersetzung: Anne Thomas), Kunstanstifter Verlag 2016, ab ca. fünf Jahren, 20,00 €.
ISBN/EAN: 978-3-942795-43-2
Sprache: Deutsch
Umfang: 40 S.
Erschienen am 30.09.2016