Über die Höhen und Tiefen eines Dreizehnjährigen
Bei Karl ist momentan ganz schön viel los: Vor nicht mal einem Jahr ist sein geliebter Opa gestorben. Seine Oma überlegt, gegen den Willen der Familie, in ein Mehrgenerationenhaus zu ziehen. Karl ist seit Monaten in seine Nachbarin Irina verliebt, findet aber auch plötzlich die siebzehnjährige Larissa ganz toll. Und dann beginnt es auch noch zwischen Karls Eltern – einer Neurowissenschaftlerin und einem Biologen – zu kriseln. Ganz schön viel, wenn man eigentlich als einziges Ziel verfolgt hatte, YouTuber zu werden, oder?

Immer kommt mir das Leben dazwischen von Kathrin Schrocke (die 2011 für Freak City für den Jugendliteraturpreis nominiert war) hat mir richtig gut gefallen. Zu Beginn befürchtete ich, dass sich die Geschichte wie recht häufig in einer Oberschichtsfilterblase abspielen würde, doch nicht nur durch die Bewohner*innen des Mehrgenerationenhauses schafft es Kathrin Schmocke, sowohl ein vielfältiges Personal als auch vielschichtige Probleme und Herausforderungen in ihrem Jugendroman aufmarschieren zu lassen – und das alles mit einer enormen Leichtigkeit.
Da haben wir Karl, der mit dem ständigen Gefühl lebt, es seinen superintelligenten Eltern nie recht machen zu können und in der Regel Vieren aus der Schule nach Hause bringt. Oder die eigentlich sehr selbstbewusste Irina, die Karl nie zu sich einlädt, weil sie sich vor ihm für die Zwei-Zimmer-Wohnung schämt, in der sie mit ihrer Mutter wohnt.
Auch der Tod des Großvaters wird sehr vielschichtig behandelt: Kathrin Schrocke zeigt, dass man einen Umzug in eine „Hippie-Kommune“ planen und gleichzeitig trauern kann. Karls Oma ist tatkräftig und zielstrebig, doch sitzt auch weinend am Küchentisch. Auch interessant: Karl war eher ein „Opa-Enkel“ und nähert sich jetzt seiner Großmutter beim heimlichen Umzug an. Wie das Leben eben so spielt – alles hat seinen Raum.
Und weil Immer kommt mir das Leben dazwischen ein Jugendroman ist, ist neben dieser Vielschichtigkeit darin ebenfalls genügend Raum für wilde Verfolgungsjagden, überzeichnete Figuren, Labello-Küsse, lebensnotwendige Smartphones und viel Humor. Insgesamt eine sehr gute Mischung! (Hier entlang geht’s zur Leseprobe.)
Kathrin Schrocke: Immer kommt mir das Leben dazwischen. Mixtvision 2019, ab 12 Jahren, 14,00 €.