Menschen, die mit Kindern und Literatur zu tun haben, stellen ihr Lieblingskinderbuch vor
Ralph Caspers kann ganz schön viel: In erster Linie erklärt er prima die Welt, wie Ihr alle aus der Sendung mit der Maus und von Wissen macht Ah! wisst. Dann kann Ralph auch noch singen, das weiß ich, weil die CD Die wunderbare Welt der Welt hier sehr lange rauf und runter lief. Und natürlich kann Ralph auch schreiben, gerade ist sein erstes erzählendes Kinderbuch erschienen, in dem er in alltägliche Geschichten fantastische Elemente eingebaut hat: Wenn Glühwürmchen morsen.
Nun wissen wir also ziemlich viel darüber, was Ralph alles kann – darüber, wie er so lebt, kann man allerdings nicht ganz so viel herausfinden. Ich würde sagen, die gesichertsten Angaben sind: Ralph lebt mit seiner Familie in Köln. Das macht aber nichts (nicht, dass er in Köln lebt, sondern dass man nicht so viel über sein Privatleben weiß), denn wie erfährt man am besten etwas über einen Menschen? Richtig! Indem man ihn nach seinem Lieblings(kinder)buch fragt! Deshalb frage ich jetzt sofort:
Und was liest du so, Ralph Caspers?
„Ich mag ja solche Aufgaben nicht so sehr: Was ist dein Lieblingsbuch. Oder was war dein Lieblingsbuch, als du kleiner warst. Das Problem ist, dass ich meine Lieblingsbücher wechsle wie meine Unterhosen – also mindestens einmal im Monat.Bei manchen Büchern allerdings kann ich mich an die Situation erinnern, in denen ich sie das erste Mal in die Hand genommen habt. Das sind dann meist die Geschichten, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
Zum Beispiel als ich ungefähr zehn war und bei einem Familienfest nichts anderes zu tun, als Langeweile zu haben. Ich schlenderte zum Bücherregal meines Onkels, in der Hoffnung etwas Interessantes zu finden und blieb bei einem Buch hängen, das mich irgendwie ansprach. Es war ein Buch voll mit Kurzgeschichten – die für mein Gefühl damals gar nicht so kurz waren. Ich blätterte durch die Seiten und begann eine Geschichte von Edgar Allan Poe zu lesen, die Das vorzeitige Begräbnis hieß. Sie handelt von einem Mann, der Angst davor hat, lebendig begraben zu werden, weil er an einer Krankheit leidet, die ihn zeitweise scheintot wirken lässt. Eines Tages wacht der Erzähler auf und fürchtet einen Anfall gehabt zu haben. Alles um ihn herum ist schwarz. Er riecht feuchte Erde und liegt auf einer harten Unterlage. Zuerst kann er sich vor Schreck nicht bewegen, weil genau das eingetroffen ist, vor dem er sich immer gefürchtet hat. Dann schreit er doch – und weckt seine Mitreisenden auf. Sie hatten nämlich bei einem Ausflug vor einem Sturm Schutz in einem kleinen Schiff gesucht und sich in der engen Kajüte schlafen gelegt.
Seitdem mich Poe an diesem Nachmittag davor bewahrt hat, vor Langeweile zu sterben, mag ich es düster. Und ich mag überraschende Wendungen. Die anderen Autoren, die ich aus genau diesen Gründen auch schon seit Ewigkeiten gern lese, sind Edward Gorey (The Gashlycrumb Tinies), Roald Dahl (Küsschen,Küsschen!, Hexen hexen) und Ray Bradbury (Löwenzahnwein, Der illustrierte Mann, Die Mars-Chroniken).
Ein neues Buch, das ich ganz großartig finde, ist Das Liebesleben der Tiere von Katharina von der Gathen mit Illustrationen von Anke Kuhl. In diesem Sachbuch erfährt man in kurzen Texten voller Humor, wie Tiere sich paaren. Und bei den Zeichnungen muss einem auch nichts peinlich sein. Sogar Leute wie ich, die sich eigentlich ganz okay auskennen – ich sag nur Du bist kein Werwolf – können da noch was lernen. Ich habe zum Beispiel gar nicht gewusst, dass Koalas, diese kleinen, süßen, kuscheligen Wesen, eine Doppelpenisspitze haben. Und dass die Vagina eines Blauwals zweieinhalb Meter lang ist. Lebe und lerne!“
3 Comments »