Schönes Wetter, lange Wege
Wir sind wieder da, gesund (!) und munter müde, Monsieur 3 mit einem ordentlichen Entwicklungsschub und die Messieurs 1 und 2 voll von Eindrücken, die sie abends nicht einschlafen lassen – diese kleinen Ritualmenschen.
Wie bereits erzählt, haben wir diesen Dänemark-Urlaub sehr spontan geplant, entsprechend kurzfristig fielen auch Orts- und Unterkunftswahl aus. Wir hatten uns für Kolding entschieden, weil unsere Jungs keine langen Autofahrten gewohnt sind. Dies äußert sich nicht nur in nervenzehrendem Gejammer, sondern auch in ordentlichem Gespucke – da sind gute anderthalb Stunden Fahrzeit wirklich ausreichend.
Vieles wäre mit einer langfristigen Planung vielleicht besser gelaufen, vieles vielleicht aber auch nicht – man weiß es nicht, schließlich war das unser erster klassischer Familien-Ferienhaus-Urlaub. Und irgendwie habe ich den leisen Verdacht, dass es das nächste Mal eher Richtung Süden geht…
Die Unterkunft
Also – ich werde es jetzt nicht jedesmal erwähnen: Ihr denkt Euch das Wort SPONTANITÄT einfach bei allem, was ich Euch jetzt erzähle, ja?
Unser Ferienhaus stand im Dancamp Kolding. Dieses Camp für Ferienhäuser zwischen 17 und 35 qm, Wohnmobile und Zelte liegt etwa 1,5 km von Koldings Stadtzentrum und etwa sieben Kilometer von der Ostseeküste entfernt. Strandurlaub hatten wir nicht geplant (abgesehen davon, dass wir Ostseestrand vor der Haustür haben, sind Strandbesuche bei 18 Grad und Wind mit dem seit zweieinhalb Jahren dauererkälteten, aber wasserbegeisterten Monsieur 3 eher keine gute Idee) und da wir – wie bereits erwähnt – keine Autofahrer-Familie sind, waren die anderthalb Kilometer zum Ortskern eigentlich kein Problem für uns.

Eigentlich. Denn das Dancamp lag ein wenig außerhalb an einer Hauptverkehrstraße, angrenzend an ein Industriegebiet. Um ins Innere von Kolding zu gelangen, muss man demnach entweder anderthalb Kilometer lang geradeaus die Straße entlang marschieren oder durchs Industriegebiet wandern – beides eher unschön mit drei Kindern, von denen eines ständig hustet. Diese Wanderung unternahmen wir nur einmal – am ersten Tag -, danach fuhren auch wir – wie alle anderen eben auch – mit dem Auto die Hauptstraße Richtung Innenstadt.
Unser 25-qm-Ferienhaus hat mir gut gefallen. Dem Mann war es etwas zu karg, doch als ich ihn daran erinnerte, dass unser Appartement im Mallorca-Urlaub vor vier Jahren wesentlich spartanischer eingerichtet war, stellten wir fest, dass wir Kargheit vielleicht besser in südlichen Gefilden ertragen akzeptieren können.
Doch an dem Ferienhaus gibt es wirklich nichts auszusetzen. Es hat zwei Etagen, eine gut mit IKEA-Utensilien bestückte Küche und ich wüsste nicht, ob uns zum Beispiel zehn Quadratmeter mehr besser getan hätten. Eine Geschirrspülmaschine bestimmt – doch man kann nicht alles haben! 😉
Kolding
Auf seiner Website präsentiert sich Kolding sehr schnuckelig – und das ist es auch. Am ersten Tag besuchten wir wie im Tourismusführer „für Kinder“ empfohlen das sogenannte Miniby – 1996 gründete sich ein Verein, der es sich zum Ziel setzte, das Kolding der 1860er bis 1870er Jahre im Maßstab 1:10 wieder aufleben zu lassen. Mittlerweile stehen in Miniby etwa 380 der geplanten 700 Gebäude, der Ausbau ist bis 2026 geplant.
Auch wenn Miniby ausdrücklich für den Besuch mit Kindern empfohlen wird – da man die Bauwerke weder anfassen noch die Höfe betreten darf, waren wir mit unseren drei wilden Jungs ziemlich schnell wieder raus… Denn die wollen rennen, rennen, rennen.

Und das konnten sie, denn Miniby ist ein Miniteil des Geographischen Gartens, einem beeindruckend großen und schönen Park. Alle Pflanzen sind genauestens nach Kontinenten aufgeteilt und beschrieben, es gibt riesige Wiesen (mit Mährobotern, grusel-grusel), Spielplätze und einen Streichelzoo – keine Frage, dass wir dort mehrere Stunden zubrachten, oder?
Am Mittwoch stand dann ein wenig Kultur auf dem Programm – Kolding hat nämlich ein Schloss: das Koldinghus. Da mit der wilden Wutz aka Monsieur 3 jedoch gerade nichts richtig funktioniert, bei dem Benehmen gefragt ist, haben wir auf eine Besichtigung der Innenräume verzichtet und stattdessen draußen vor dem Schloss in der Sonne gepicknickt und die Aussicht auf den wunderbaren See genossen.


Nach so viel Kultur (*räusper*) brauchten die Jungs wie immer Bewegung und deshalb ging es ab in den Legeparken, einen Spielpark mit Tretbooten, Gokart-Parcour, Spielplatz und Minigolf – und das alles kostenlos!
Am Donnerstag war dann Schlechtwetter- und Lagerkollertag gleichzeitig. Ganz miese Kombination.
Was macht der Norddeutsche, wenn die Stimmung schlecht ist? Er fährt an den Strand (auch wenn er eigentlich keinen Strandurlaub machen wollte), lässt sich den Kopf frei pusten, lässt die Kinder zehn bis hundert Steine in die Ostsee werfen, sieht, dass andere ihr Ferienhaus direkt am Meer gebucht haben – und dann kommt er auf gute Ideen. In unserem Fall war die gute Idee das Slotsøbadet, in dem wir sage und schreibe vier Stunden verbrachten, so dass ich mich am nächsten Tag wie ungefähr 100 fühlte… Aber: Es hat sich gelohnt! Monsieur 3 selig im Babybecken, Monsieur 1 glücklich auf der Wasserrutsche, Monsieur 2 stolz wie Bolle beim Bahnen ziehen. Alles richtig gemacht und mein bester Tag im Urlaub.

Am Freitag hieß es: Alle nochmal aufs Klo! Abfahrbereit machen! Und das war auch gut, denn das 58.000 Einwohner große Kolding war quasi zuende erzählt. Und da Monsieur 1 am Samstag seinen achten Geburtstag feiern würde, ging es ein wenig weiter nördlich: nach Billund, ins… Legoland!
Tschüß Kolding, Du kleine, kinderfreundliche Stadt! Du hast uns gut gefallen!