Christine Nöstlinger – wie man sie kennt und liebt
Es ist nun wirklich an der Zeit, dass ich an dieser Stelle über meine andere Lieblingsautorin neben Kirsten Boie schreibe, eine Autorin, die meine Kindheit geprägt hat wie keine zweite. Regelmäßig ging ich mit meiner Mutter in die Bücherei und jedesmal war auf dem Stapel der ausgeliehenen Bücher mindestens eines von Christine Nöstlinger dabei – kein Wunder, hat sie doch über hundert Bücher für alle Altersgruppen herausgebracht.
Ich gruselte mich ein bisschen bei Konrad – Oder das Kind aus der Konservenbüchse und Achtung! Vranek sieht ganz harmlos aus, in ihrem autobiografischen Roman Maikäfer flieg! las ich zum ersten Mal etwas über den Zweiten Weltkrieg und in Nagle einen Pudding an die Wand! über Umweltschutz (und wenn ich mich recht erinnere auch über geschiedene Eltern).
Und dann kam ich in die Pubertät, hatte selbst mit geschiedenen Eltern zu kämpfen und zum Glück gab es dann Gretchen Sackmeier und Oh Du Hölle! – Julias Tagebuch. Gretchen und Julia kämpften mit denselben Problemen wie ich – und mit Problemen, die ich gern gehabt hätte. Sie wohnten wie ich bei ihren Müttern, stritten und vertrugen sich, fühlten sich manchmal zu dick und ungeliebt und hatten erste Jungssorgen. Von keinen Büchern habe ich mich je mehr verstanden gefühlt, als von diesen beiden.
Meinen Söhnen kann ich damit vermutlich nicht kommen – „Mädchenkram, Mama!“ -, aber wo die beiden Großen und ich definitiv zusammenkommen, ist Franz, Erstlesern bereits seit 1984 bekannt. Franz, mit seinen blonden Locken und der piepsigen Stimme, dauerverliebt in die zickige Gabi und bester Freund vom Eberhart – wer liebt ihn nicht?

Deshalb ein absolutes Muss für uns: Die neue Franz-Hörbuchbox, eingelesen von Christine Nöstlinger selbst im feinsten österreichischen Dialekt, mit Geschichten vom Franz, Feriengeschichten vom Franz, Hundegeschichten vom Franz und Pferdegeschichten vom Franz. Die Hörbuchbox ist anlässlich des 80. Geburtstags der Autorin neu erschienen und ich kann gar nicht glauben, dass die meisten Geschichten, die der Franz erlebt, beinahe so alt sind, wie ich selbst.
Es ist ein wirklich schönes Gefühl beim Zuhören, dass meine Jungs sich von Franz genauso verstanden fühlen wie ich mich damals von Gretchen Sackmeier – so muss gute Kinderliteratur sein: zeitlos und ganz nah beim Kind.
Christine Nöstlinger: Die neue Franz-Hörbuchbox (3 CDs, ca. 150 Min.). Oetinger 2016, ab fünf Jahren, 14,99 €.