„Und was liest du so?“ mit Nicki Pawlow
Autor*innen, Illustrator*innen und Sprecher*innen stellen ihr Lieblingskinderbuch vor
Heute ist so ein Tag, an dem ich ein bisschen stolz auf mich selbst bin, dass mir die Reihe Und was liest du so? eingefallen ist. Erstens, weil ich ja immer auf der Suche nach Kinderbuchschätzen bin und mich tierisch freue, wenn mir jemand einen Hinweis auf ein besonderes Buch oder auch einen besonderen Verlag gibt. Zweitens, weil ich viele spannende Lebenswege kennenlerne. So heute geschehen mit Nicki Pawlow.

Autorin und Rednerin Nicki Pawlow (Foto: Carsten Kampf)
Nicki Pawlow ist Autorin, Journalistin und Rednerin und lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Berlin. Sie wuchs als Tochter eines bulgarischen Vaters und einer deutschen Mutter in der ehemaligen DDR auf, 1977 – Nicki war 13 Jahre alt – floh die Familie in den Westen. Diese Erfahrungen hat Nicki zum einen (und mit ein wenig Abstand) in ihrem Familienroman Der bulgarische Arzt, zum anderen (schonungslos persönlich) in Später! Wird das Leben schön verarbeitet. Dass Fluchterfahrung ganze Familiengenerationen ein Leben lang prägt, zieht sich durch Nickis Werk und journalistische Arbeiten.
Nicki Pawlow hat für uns einen Klassiker der DDR-Kinderliteratur im Gepäck: Alfons Zitterbacke.
„Ich liebe Alfons Zitterbacke! Er zählt zu den Helden meiner Kindheit. Das Buch steht zerknickt und zerlesen in unserem Bücherregal. Der Buchrücken ist mit Tesafilm geklebt. Den Söhnen habe ich daraus vorgelesen, als sie kleiner waren und es gelang mir, meine Begeisterung auf sie zu übertragen. Und bald ist auch die Tochter im richtigen Alter dafür.
Alfons Zitterbacke, der natürlich sehr unter seinem albernen Namen zu leiden hat (Zitterbacke! Hühnerkacke!) wurde von Gerhard Holtz-Baumert verfasst und erschien erstmals 1958 in der DDR. Dort bin ich aufgewachsen und 1974 lag es an meinem 10. Geburtstag auf dem Gabentisch.
Diese heiteren und phantasievollen Geschichten eines liebenswerten Pechvogels, die für Kinder ab zehn gedacht sind, waren für die damalige Zeit, als in der DDR noch der Sozialismus herrschte, erfrischend unideologisch.
Egal ob Alfons Zitterbacke schildert, wie er als falscher Betrunkener, den er während eines Kindergeburtstags mimt, fremde Eltern schockiert; oder für die Pioniergruppe total versalzene Makkaroni kocht; oder einmal versucht 60 Eier zu essen, weil er fälschlich denkt, seine Mutter habe ihm dies aufgetragen; oder wie er (der Angsthase) zu seinem ersten Kopfsprung kommt – immer ist es wirklich köstlich erzählt, liebevoll ehrlich und dabei anregend komisch, ja zum Weglachen.
Wie sagt Alfons Zitterbacke doch gleich: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Also lachen wir am besten! 🙂 „
Gerhard Holtz-Baumert: Alfons Zitterbacke. leiv – Leipziger Kinderbuchverlag 2008 (Neuauflage), ab zehn Jahren, 12,00 €
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