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Ein Umweltkrimi mit viel Witz und ein wenig Dystopie

Heute möchte ich Euch eines meiner Jahreshighlights vorstellen, ein wunderbares Comic voller Diversität, Humor, Scharfsinn, Spannung und Inspiration: Yasmina und die Kartoffelkrise aus der Feder des belgischen Comicautors Wauter Mannaert, erschienen bei Reprodukt.

Yasmina lebt zusammen mit ihrem Vater, der ihren Lebensunterhalt in einer Imbissbude verdient – dies allerdings mehr schlecht als recht, das Geld ist in der kleinen Familie immer sehr knapp. Doch die beiden kommen zunächst gut zurecht, denn Yasmina ist eine passionierte Köchin und zaubert nach der Schule die raffiniertesten vegetarischen Gerichte für sich und ihren Papa, der auch bei der Arbeit von Yasmina mit Bentoboxen versorgt wird. Möglich machen dies Yasminas Freunde Cyril und Marco, stolze Schrebergartenbesitzer im Dauerstreit („Pestizide spritzen oder wuchern lassen?“), die Yasmina regelmäßig mit frischem Gemüse versorgen.

Alles könnte einfach so weitergehen, doch dann werden plötzlich alle Schrebergärten abgerissen und ein ominöser Mann namens Tom de Perres überschwemmt den Markt mit kleinen Plastiktütchen, in denen Kartoffeln in allen Geschmacksrichtungen („Hähnchen mit Zitrone“, „Couscous mit Merguez“) stecken. Die Menschen werden nicht nur verrückt nach diesen Tüten, sondern beginnen auch, sich immer verrückter zu benehmen.

Das bringt für Yasmina viele Probleme mit sich: Erstens kann sie nicht mehr von ihren beiden Freunden mit Gemüse versorgt werden (wodurch die Teller immer leerer werden) und zweitens wurde auch die Imbissbude, in der ihr Vater arbeitet, „infiziert“. Yasmina muss dringend handeln! Und was hat eigentlich die merkwürdige Selbstversorgerin auf dem Dach mit der ganzen Sache zu tun?

Yasmina und die Kartoffelkrise erzählt nicht die Geschichte eines kleinen Mädchens, das sorgsam im eigenen Garten Gemüse anpflanzt und seine Mitmenschen zu vegetarischer Ernährung animieren möchte (gespickt mit umweltpädagogischen Tipps). Mit Yasmina haben wir eine leidenschaftliche Protagonistin, die ihr Leben früh selbst in die Hand nehmen muss; eine Halbwaise, die den Tod der Mutter betrauert; eine Tochter, die ihrem Vater nicht zumuten will, dass kein Geld mehr da ist; ein Mädchen, das für sich abwägen muss, ob es stiehlt.

Eingebettet in dieses Setting wird ein Diskurs über Gentechnologie, Geld und Marktmacht, ein wenig Black Mirror für Kinder, aber nicht so sehr, dass es Angst macht. Die Geschichte um die genmanipulierten Kartoffeln von Tom de Perres ist in erster Linie spannend und regt dann zum weiteren Nachdenken an über lebenswichtige Fragen wie „Ist Nahrung in kleinen Plastiktüten wirklich praktischer?“, „Was geschieht, wenn wir in die Natur eingreifen?“ und tatsächlich auch „Wie kann es sein, dass jemand den ganzen Tag in einer Imbissbude arbeitet und trotzdem zu wenig Geld für ein gesundes Leben hat?“ Yasmina und die Kartoffelkrise – eines meiner Herzensbücher in diesem Jahr!

Wauter Mannaert: Yasmina und die Kartoffelkrise (Übersetzung: Katrin Herzberg). Reprodukt 2021, ab 8 Jahren, 20,00 €.



5 Antworten zu „Yasmina und die Kartoffelkrise”.

  1. Avatar von Kinderbücher über Wohnungslosigkeit – Juli liest

    […] hat viele Facetten: Sie reicht von der Wohnsituation über einseitige Ernährung bis hin zu mangelnder Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Im Kinderbuch ist Armut nach wie vor […]

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  2. Avatar von Episode 7: Comics für Kinder – Juli liest

    […] Comics und Neuerscheinungen auf dem Kindercomic-Markt. Folgende Titel werden besprochen: Zack!, Yasmina und die Kartoffelkrise, Akissi, Hugo&Hassan und Die […]

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  3. Avatar von Salma, die syrische Köchin – Juli liest

    […] noch eine kleine Köchin! Salma lebt mit ihrer Mutter in einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg. Beide sind damit […]

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  4. Avatar von comicli.com
    comicli.com

    Tolle Rezension! Das Buch werde ich bestimmt meinen Freundinnen empfehlen, die als Erzieherinnen arbeiten. 🙂

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