J.K. Rowling, Kinderbuch, ab 8, Carlsen, vorlesen, Vorlesegeschichte, Familie, Kinder, Eltern, Märchen

Ein Märchen über Machtmissbrauch, Fake News und Zusammenhalt

Im Juni hatte ich Euch bereits darauf aufmerksam gemacht: Anlässlich von Corona-Krise und Schulschließungen veröffentlichte J.K. Rowling von Mai bis Juli 2020 kostenlos jeden Tag mindestens ein Kapitel ihres Märchens Der Ickabog, das zehn Jahre lang in ihrer Schublade lag und von dem sich ihre Kinder immer gewünscht hatten, dass sie es zuende schreibt. Um den durch Corona gebeutelten Familien ein wenig Abwechslung und Beschäftigung zu ermöglichen, wurde nicht nur Tag für Tag ein neues Kapitel der Geschichte veröffentlicht, sondern auch ein Malwettbewerb ausgerufen; die Gewinner*innen-Bilder sollten den gedruckten Ickabog illustrieren. Und dieser Moment ist jetzt gekommen!

J.K. Rowling, Kinderbuch, ab 8, Carlsen, vorlesen, Vorlesegeschichte, Familie, Kinder, Eltern, Märchen
Der Ickabog, Carlsen 2020

Was ich auch bereits erzählt hatte: Ich saß mit tollen Frauen in der Jury des Carlsen Verlages, nämlich mit Katrin Hörnlein, Herausgeberin von ZEIT Leo, der wunderbaren Illustratorin Regina KehnSandra Niebuhr-Siebert, Professorin für Sprachwissenschaft, und last but not least Sabine Uehlein, Geschäftsführerin der Stiftung Lesen. Gemeinsam mit ihnen durfte ich die 34 Illustrationen für die deutschsprachige Ausgabe auswählen – und das war gar nicht so einfach! Monsieur 2 und ich hatten bereits während des Vorlesens die Bilder auf Instagram und Twitter unter dem Hashtag #ickabog verfolgt und bestaunt, er und Monsieur 3 malten ebenfalls fleißig mit, wenn auch etwas enttäuscht, dass sie außer Konkurrenz liefen. Die Gewinner*innen-Illustrationen haben wiederum Monsieur 1 inspiriert, hier hat er für Euch einen Film dazu gedreht:

Der Ickabog – Film by @mo.cutter

Ihr seht: Die Bilder sind wirklich sehr, sehr unterschiedlich (wie Kinder und ihre Kreativität nun einmal sind) und als wir uns im Sommer für die 34 Gewinner*innen-Illustrationen entschieden hatten, dachte ich zeitweise: „Oha, wie wird das wohl am Ende aussehen? Wie sollen die bloß alle zusammenpassen?“ Doch als ich den Ickabog nun vor etwa zwei Wochen fertig und mit seinem goldschimmernden Cover in den Händen hielt, war ich richtig fasziniert und auch stolz, an so etwas Schönem beteiligt gewesen zu sein! Falls es im Film zu schnell ging: Hier könnt Ihr noch einmal in Ruhe einen Blick ins Buch werfen.

J.K. Rowling, die ihr gesamtes Honorar für den Ickabog an diejenigen spendet, die durch die Corona-Pandemie besonders stark betroffen sind, hat ihr Märchen um den naiven und selbstsüchtigen König Fred und seine schlechten Berater, die sich durch Fake News, Einschüchterung und Gewalt die Macht sichern, so bildhaft geschrieben, dass es unzählige Kinder auf der ganzen Welt (insgesamt gibt es übrigens 26 unterschiedliche Ausgaben) nicht nur zu tollen Illustrationen inspiriert hat. Ihnen werden auch die Folgen von Lügen und Machtmissbrauch sowie die Möglichkeit zur Revolution mit viel Witz und Leichtigkeit nahegebracht. Und damit wären wir auch bei ein paar Worten von mir zu J.K. Rowling.

Ich hatte bis zu diesem Jahr nichts mit J.K. Rowling und dem gesamten Harry Potter-Universum zu tun. Ich wusste nichts über Slytherin oder Hufflepuff, es gab bei uns keine Merchandise-Artikel und ich habe auch keine Voldemort-Witze verstanden. 22 Jahre ist das alles völlig an mir vorbeigegangen und wenn ich ehrlich bin, habe ich das, was mir am Rande begegnete, nicht ernst genommen. Meine erste Begegnung mit einem Werk von J.K. Rowling hatte ich durch den Ickabog, den ich vom ersten Tag an mit den Messieurs 2 und 3 las. Kurz darauf setzte J.K. Rowling (offenbar erneut) transfeindliche Tweets ab und ich begann intensiv, mich damit auseinanderzusetzen. Ich habe viele Artikel gelesen und Interviews gehört, ich habe mich in meinem privaten Umfeld darüber unterhalten, ich habe versucht, es zu verstehen. Das Ergebnis ist: Ich verstehe es nicht.

Ich kann nicht verstehen, dass eine Person, die in ihren Kinderbüchern so vehement gegen Diskriminierung, Unterdrückung und Machtmissbrauch anschreibt (und da denke ich nicht nur an den Ickabog, sondern auch an die Schlammblüter-Sache bei Harry Potter – ja, mittlerweile kenne ich mich ein wenig besser aus) und damit ihre Leser*innen zu weltoffenen Menschen macht, sich so auf eine Menschengruppe einschießt. Und es schmerzt mich, dass J.K. Rowling ihre Reichweite insbesondere im Sommer nicht dazu nutzte, um zum Beispiel die Black Lives Matter-Bewegung zu unterstützen. Ebenso unverständlich sind für mich Gewaltandrohungen und der Ruf nach Bücherverbrennungen, wenn man doch für das Gute kämpft. „Manche Widersprüche schmerzen.“ schreibt Elena Gorgis auf Deutschlandfunk Kultur. Und das gilt wohl auch für ein Buch von J.K. Rowling auf diesem Blog, der sich Vielfalt auf die Fahnen geschrieben hat. Denn Der Ickabog passt hier her, das Buch und insbesondere die Figur des vermeintlichen Monsters in seiner ganzen Gänze.

Der Ickabog ist ein kluges und großartig geschriebenes Buch mit fantastischen Kinder-Illustrationen, das vielen durch den Lockdown im Frühjahr geholfen hat und das durch das gespendete Honorar nun auch finanziell helfen wird. Es hat mir und meiner Familie viele Stunden voller Kreativität und toller Gespräche beschert – kaum zu glauben, dass das Märchen bereits über zehn Jahre alt ist, erinnert der blonde, eitle König Fred doch so sehr an Donald Trump oder Boris Johnson. Unzählige Male konnte ich von den Messieurs aufgeschnappte Nachrichten aus dem US-Wahlkampf mit dem Ickabog erklären.

Ihr könnt hier auf dem Blog insgesamt drei Exemplare gewinnen und Euch einen Eindruck davon machen. Alles, was Ihr dafür tun müsst, ist mir folgende Frage in den Kommentaren zu beantworten: Welches ist Euer Lieblingsmärchen? Aus allen Kommentaren lose ich drei Gewinner*innen aus, viel Glück!

J.K. Rowling: Der Ickabog (Übersetzung: Friedrich Pflüger). Carlsen 2020, ab 8 Jahren, 20 €.

Teilnahmebedingungen

Die Verlosung startet am 29.11.2020 um 13:00 Uhr und endet am 05.12.2020 um 23.59 Uhr. Die Gewinner*innen werden ausgelost. Wer einen Kommentar hinterlässt, kann gewinnen. Jede*r Teilnehmer* in, die/der das Posting kommentiert, erklärt sich mit den Teilnahmebedingungen einverstanden.
• Teilnahmeberechtigt sind Personen über 18 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland.
• Das Gewinnspiel beginnt mit dem Veröffentlichungsdatum des Posts und endet wie im Post angegeben.
• Gewinnen kann, wer alle genannten Bedingungen erfüllt.
• Der Gewinn ist aus dem Post klar ersichtlich.
• Die Verlosung des Gewinns erfolgt im angegebenen Zeitraum des relevanten Posts.
• Die Gewinnermittlung erfolgt durch das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
• Die Gewinner* innen werden über eine persönliche Nachricht per E-Mail informiert. In dieser Mail wird die E-Mail-Adresse vom Carlsen Verlag mitgeteilt, an die die Gewinner* innen eine Anschrift übermitteln können.
• Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich.
• Die Daten der Teilnehmer*innen werden nicht weitergegeben und vertraulich behandelt. Die Übermittlung personenbezogener Daten wird erst erforderlich, wenn der Gewinn ausgehändigt wird. Diese Informationen werden absolut vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Die Daten werden nur so lange gespeichert, wie es für die Abwicklung des Gewinnspiels nötig ist. Nach Beendigung des Gewinnspiels werden alle Daten unverzüglich wieder gelöscht.
• Den Teilnehmer*innen stehen keine Auskunftsrechte zu.
• Die Teilnehmer* innen verpflichten sich, keine rechtswidrigen Inhalte zu teilen.



56 Antworten zu „Der Ickabog”.

  1. Avatar von Heute ein Buch! Flaschenpost für Ferdinand – Juli liest

    […] aus dem Leben gegriffen, authentisch und mit vielschichtigen Charakteren sein (was Fantasy oder Märchen nicht ausschließt); sie nimmt ihre Leser*innen ernst, erweitert ihren Horizont und gibt ihnen […]

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  2. Avatar von Ina

    Danke für diesen Beitrag. Von dem Buch der Ickabog habe ich bis hierhin und heute noch nichts gehört, obwohl ich die Potter Bücher schlungen habe. Aber tatsächlich habe ich mich nach den öffentlich Kommentaren von J.K. Rowling auch nicht mehr mit Neuerscheinungen von ihr beschäftigt.

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  3. Avatar von Chris
    Chris

    Dornröschen

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  4. Avatar von Miriam

    Mein Lieblingsmärchen ist das vom Fischer und seiner Frau.
    Ich bin sehr neugierig auf dieses Buch und würde mich freuen, wenn es bei uns einzieht.

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  5. Avatar von 2kinderkuechebadbalkon

    hier mein 3ter Versuch, einen Kommentar zu hinterlassen. 🙂

    wie wunderbar, dass Du in der Jury zur Gestaltung eines solchen Buches dabei sein konntest. ich freu mich so für Dich…<3

    mein Lieblingsmärchen ist „die sieben Schwäne“ weil es für mich eine krasse Parabel auf Frau-sein ist. selbst wenn Du Dich echt an alle Regeln hältst, sogar an die saublöden, wirst Du solange angezweifelt, bis sich Dir ein Mann rettend zuwendet und kapiert, dass Vertrauen eine tolle Idee ist und euch beide viel Stress erspart hätte. weird but true.

    ganz liebe Adventsgrüße,

    Minusch

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