Social Reading mit Susanne
Die Netzgemeinde liest vor

Wir im Norden sind Sturm gewohnt. Daher haben mich bereits die ersten Sätze des bunten Kinderbuches Herr Rumpelpumpel fliegt weg von Jakob Martin Strid direkt neugierig gemacht: „Ein gewaltiger Sturm fegte über die kleine Stadt an der Steilküste. Er riss an den Dächern, ruckelte an den Fenstern und rüttelte an den Bäumen. Die Menschen blieben in ihren Häusern.“ Danach erfährt man, was mit dem Haus des kleinen Herrn Rumpelpumpel mitsamt dessen Besitzer passiert, und ja, zugegeben, nachdem ich ja schon den Titel des Buches verraten habe, kann man sich schon denken, was ihm passiert…
Die Geschichte weiter zu lesen, macht nicht nur richtig Spaß, wofür die witzigen Bilder und die gekritzelte Schrift sorgen – denn das Buch mit richtig viel Inbrunst laut vorzulesen („Feuer!“ „Bumm!“) sorgt für große gespannte Kinderaugen und man kann sich als Vorleser*in wirklich mal schauspielerisch engagieren. Nicht nur, denn beim Lesen der Geschichte werden so viele typische menschliche Reaktionen auf ein (vermeintliches) Unglück vorgeführt, dass es eine schöne Grundlage für Gespräche bietet und für Verwunderung, aber auch Jauchzen sorgt. Wie Herr Rumpelpumpel versorgt wird – wer versorgt hier wessen Bedarf? – über viel Aktionismus („Wir werden Herrn Rumpelpumpel vom Bein-Brecher-Berg retten – und wenn das unsere letzte Tat ist!“) bis hin zum großartigen Ende, wo die vielen Bewohner*innen der Stadt den Abschluss einer solchen Begebenheit mit, ja, irgendwie ganz bekannten Reaktionen begehen.
Kleiner Wermutstropfen an diesem ansonsten für Eltern und Kinder wunderbar amüsanten Vorlesebuch ist, dass als einzige Frau eigentlich nur die topflappenhäkelnde Maja vorkommt – aber gut, dann versuche ich als frech vorlesende Mutter dieses Manko eben wettzumachen.
Jakob Martin Strid: Herr Rumpelpumpel fliegt weg (Übersetzung: Sigrid C. Engeler). Boje 2013, ab 4 Jahren, 13,00 €.