Bilderbuch, Sterben, Tod, Trauer, Großeltern, Opa, Enkel, Familie

Wenn Opa Oma vermisst

Berufsbedingt habe ich in den letzten Monaten viele Bilderbücher zu den nicht gerade leichten Themen Sterben, Tod und Trauer gelesen und an manchen scheiden sich ja tatsächlich die Geister. Mal ist der einen Kollegin ein Buch zu zynisch, mal kommen mir in einem anderen Buch zu viele Engel vor…

Warum bist du traurig, Opa? von Wendy Meddour und Daniel Egnéus, gerade im Knesebeck Verlag erschienen, ist ein Buch, dass ich meinen Kolleginnen (und Euch!) sehr gerne empfehle, denn es hat in meinen Augen genau die richtige Mischung aus Sensibilität, Humor und guten Gedanken, die es für ein solches Thema braucht.

Bilderbuch, Sterben, Tod, Trauer, Großeltern, Opa, Enkel, Familie
Warum bist du traurig, Opa? Knesebeck 2019

Krümel redet so gern mit Opa, doch der hört in letzter Zeit gar nicht mehr zu, sondern tüddelt einfach nur im Garten vor sich hin und hat einfach kein Ohr für Krümel, obwohl dieser alles versucht, um Opas Aufmerksamkeit zu erhaschen. Erst als Krümel ein Spiel beginnt, das die beiden wohl regelmäßig spielen, kann er Opa aus seiner Lethargie herausholen: Was sind deine drei Lieblingsbrote? Was sind deine drei Lieblingsquallen? Was sind deine drei Lieblingstiere?

Und so weiter und so fort. Bis Krümel irgendwann die Frage aller Fragen stellt: Was sind deine drei Lieblingsomas? Opa holt tief Luft und antwortet:

Meine sind Oma, wo sie im Mondschein tanzte. Oma, wie sie die Rosen goss… und Oma, als sie dich das erste Mal im Arm hielt.

Und da wissen wir dann, warum Opa lieber allein im Garten herumwuselte. Und wir wissen, dass auch Krümel den Tod der Oma beschäftigt und traurig macht und er nur noch nicht wusste, ob und wie er dieses Thema bei Opa ansprechen durfte. Warum also nicht die Oma in das Lieblingsspiel der beiden einbauen?

Nach dieser Frage ist alles ein bisschen leichter, Krümel und Opa sprechen darüber, welche drei Sterne die Lieblingssterne von Oma waren und so leben Oma und ihre Gedanken in der Erinnerung von Enkel und Großvater weiter und beide können sich gegenseitig in ihrer Trauer Halt geben.

Mir gefällt besonders gut, dass durch dieses Spiel, in dem die verstorbene Oma neben Lieblingsquallen auftaucht, deutlich wird, dass jede Familie ihre eigene Sprache und ihre individuellen Spielereien hat, in die so ein schweres Thema wie Trauer eingewebt werden kann. Vielleicht muss man wie Krümel erst ein wenig herumprobieren, wie man sich am besten dazu äußert, doch dann findet man einen Weg, darüber zu sprechen – und das ist das Beste, was man mit Kindern machen kann.

Wendy Meddour, Daniel Egnéus: Warum bist du traurig, Opa? (Übersetzung: Tatjana Kröll) Knesebeck 2019, ab 5 Jahren, 13,00 €.

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2 Antworten zu „Warum bist du traurig, Opa?”.

    1. Avatar von Juli

      Oh ja – „rührend“ ist wirklich das richtige Wort!

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