Vom Leben in Jerusalem zur Zeit des dritten Kreuzzuges (1189-1192)
Unser heutiges Buch gegen Vorurteile kann ganz schön viel: Zum einen ist es schön anzuhören, denn es ist ein Hörbuch mit dem bekannten Sprecher Stefan Kaminski. Zum zweiten ist es ein toller Einstieg (oder auch eine Auffrischung, wenn die eigene Schulzeit bereits ein bisschen zurückliegt) in das dramatische Gedicht Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing. Zum dritten hat es ein hochgradig aktuelles Thema, obwohl es doch schon 1779 geschrieben wurde.
Nathan der Weise, Jumbo
Wer wie ich, die studierte Literaturwissenschaftlerin, Nathan der Weise nie gelesen hat, der freut sich bestimmt über eine kurze Inhaltsangabe: Während einer Waffenruhe im Jerusalem während des dritten Kreuzzuges rettet ein Tempelritter die Tochter des jüdischen Kaufmannes Nathan aus einem brennenden Haus. Gleichzeitig benötigt der muslimische Sultan Saladin die Hilfe Nathans, sowohl zwischen ihnen beiden als auch mit dem Tempelritter entsteht eine Freundschaft, die zwar – wie bei Lessing, Schiller und Goethe nicht unüblich – einige Irrungen und Wirrungen überstehen muss, aber ganz klar zu einem friedlichen Miteinander der Religionen und Toleranz aufruft.
1189, 1779, 2018… manchmal kann man es einfach nicht glauben, dass die Menschheit es nicht gebacken kriegt, oder?
Sarah Theel hat für das Hörbuch eine vereinfachte Fassung für Kinder ab sechs Jahren entwickelt, die von Stefan Kaminski gewohnt vielstimmig gelesen wird (hier gibt es die Hörprobe). Und das macht das Ganze tatsächlich sehr spannend – Weltliteratur muss gar nicht immer staubtrocken und langweilig sein! Ritter, ein Sultan und dann noch eine verhinderte Liebe… Nathan der Weise hat alles, was ein aufregendes Hörbuch braucht und zeigt, dass die drei Religionen Christentum, Islam und Judentum sich näher stehen, als mancher auf den ersten Blick glauben will.
Sarah Theel, Stefan Kaminski: Nathan der Weise – Neu erzählt nach Gotthold Ephraim Lessing. Jumbo 2017, ab sechs Jahren, 13,00 €.