Menschen, die mit Kindern und Literatur zu tun haben, stellen ihr Lieblingskinderbuch vor
Katja Reim und ihren Blog Mein Computerkind habe ich auf Twitter entdeckt und seitdem schaue ich regelmäßig bei ihr vorbei, um mich über Medienerziehungn zu informieren – denn auf die Lehrer unserer Grundschule ist da wenig Verlass: Im Computerunterricht dürfen Monsieur 1 und seine Mitschüler nahezu unbeaufsichtigt googeln was das Zeug hält und per Copy&Paste in Word-Dokumente einfügen. Ich muss hier nicht erzählen, was dabei rauskommt, oder…?

Katja gefällt so etwas auch nicht gut und so entstand die Idee zu ihrem Blog, auf dem sie zeigt, wie man Kinder zu „mündigen Medienbürgern“ erziehen kann. Morgen, am 03. April, erscheint nun auch ihr Ratgeber, auf den ich schon sehr gespannt bin: In Ab ins Netz?! dröselt die Journalistin genau auf, in welchem Alter man am besten mit der digitalen Erziehung anfängt (Spoiler: im Kindergartenalter) und wie man als Eltern einen guten Mittelweg findet, der weder zu totalem Verbot noch zu totaler Resignation führt.
Bis zur Veröffentlichung sind ja noch ein paar Stunden Zeit und die können wir uns mit Katjas Beitrag zu Und was liest du so? verkürzen – denn diese Frage habe ich der Mutter einer Tochter natürlich gern gestellt!
„Vor dem Einschlafen lese ich meiner Tochter jeden Abend vor. Gemeinsam streifen wir durch Fantasie- und Alltagswelten, begleiten Abenteurer, treffen auf Neid und Zorn, auf Herzlichkeit und Mut. Wenn wir von diesen Reisen zurückkommen, unterhalten wir uns oft noch im Bett darüber. Kinderbücher sind für mich wie Setzlinge, aus denen Neugier, Verständnis, Kreativität und Fantasie wachsen können. Jedes kann wundervolle Blüten hervorbringen. Deshalb fällt es mir schwer, mich auf einen Liebling festzulegen.

Als Maria noch klein war, las ich ihr unheimlich gern die Ziege-Gans-Wendebücher von Isabel Abedi vor. Zwei tierische kleine Freundinnen, die sich streiten oder bei Wettkämpfen gegeneinander antreten, bei denen eine verliert und die andere gewinnt. Jedes Buch räumt beiden Blickwinkeln den gleichen Platz ein. Und in der Mitte treffen sich Ziege und Gans zu Versöhnung. Weil die Wut im Bauch weg ist, die Freundschaft wichtiger.

Auch im Elfen-Bestimmungsbuch von Benjamin Lacombe und Sébastien Perez geht es um einen Perspektivwechsel. Das Kinderbuch erzählt die Geschichte des Botanikers Alexander Bogdanowitsch in Form von liebevoll illustrierten Tagebucheinträgen und Briefen an seine Tochter. Auf Anweisung von Rasputin sucht er in den Wäldern nach dem Unsterblichkeitselixier und stößt beim Studium der Pflanzen auf winzige Wesen, die in den Blüten wohnen. Ganz Wissenschaftler analysiert und seziert er die phantastischen Kreaturen, bis er ihnen am 5. Juni 1915 in die Augen schaut. „Muss man etwas zerbrechen, um zu erfahren, was es ist?“ notiert er in seinem Tagebuch und wird zum beobachtenden Freund der Elfen und Feen.

Der kleine Ham aus Vanessa Walders Buch Das wilde Mäh ist ebenfalls auf der Suche. Nach sich selbst! Irgendwie hat er immer schon geahnt, dass er anders ist als sein Rudel. Und als sich der Kuckuck verplappert, macht sich der Wolfsjunge im Schafspelz mit seinem Freund dem Rehbock auf den Weg, um herausfinden, was er ist und woher er kommt. Das Buch über die ungleichen Freunde und ihre Abenteuer fand ich so spannend, dass ich es nach dem Vorlesen der ersten Kapitel nicht aus der Hand legen konnte und nachts im Bett heimlich zu Ende las. Gerade sind wir zur dritten Reise mit Ham aufgebrochen – diesmal zur Irgendwo-Insel.

Ein ganz besonderer Buch-Setzling ist für mich auch Hello Ruby von Linda Liukas. Die finnische Programmiererin will Kinder ans Coden heranführen und hat dafür die kleine Ruby erschaffen. Das rothaarige Mädchen löst auf der Suche nach magischen Edelsteinen Aufgaben und Rätsel und pflanzt mit ihren Abenteuern ein erstes Verständnis für die Logik und Sprache der Computer. Das kann durch Bastelbögen und spielerische Aufgaben im hinteren Teil des Buches vertieft werden – auch gemeinsam mit Mama und Papa!“