Éric Battut: Kuckuck Uhu
Zeit für schöne Bücher!
Draußen regnet es, vier Fünftel unserer Familie sind erkältet und hier auf dem Blog hat es sich in den letzten Tagen auch eher um andere Themen gedreht – deshalb ist heute, an diesem verregneten Herbstsonntag, wieder Zeit für ein richtig schönes Bilderbuch, das man sich aneinander gekuschelt (und Viren teilend) auf dem Sofa angucken kann.
Kuckuck Uhu aus dem wunderbaren deutsch-französischen TintenTrinker Verlag (Was für ein Name für einen Buchverlag!) erzählt wie der Titel bereits vermuten lässt von einer tagaktiven Kuckuck-Dame und einem nachtaktiven Uhu.
Eines Abends hört Frau Kuckuck ein sanftes „Uhu!“, als sie sich gerade schlafen legen will und Herr Uhu hört ein nicht minder zartes „Kuckuck!“ als er gerade aufwacht. Beiden ist sofort klar: „Ich muss diesen Vogel kennenlernen!“ und nach einigen „Uhus“ und „Kuckucks“ stehen sie sich tatsächlich gegenüber sind sofort verliebt.
Wenn man verliebt ist, möchte man dem anderen alles aus seiner Welt zeigen und so fliegt Herr Uhu mit Frau Kuckuck durch die Nacht, diese entdeckt dort Dinge, die sie noch nie zuvor gesehen hatte – wie zum Beispiel die Mondsichel. Als der Tag hereinbricht, zeigt Frau Kuckuck Herrn Uhu ihre Welt, dieser ist natürlich sehr von der Sonne fasziniert.

Kuckuck Uhu
Da die beiden Vögel aus verschiedenen Welten kommen, scheint ein Zusammenleben schwierig bis unmöglich und so trennen sich die beiden zunächst. Doch wie es der Zufall will, legt Frau Kuckuck nach dem Beisammensein mit Herrn Kuckuck ein Ei – und zwar aus Versehen in dessen Nest. So beschließen die beiden, trotz aller Unterschiede zusammen zu bleiben. Nachts verscheucht Herr Uhu Eindringlinge, während Frau Kuckuck im Schlaf brütet. Tagsüber baut Frau Kuckuck – zum ersten Mal in ihrem Leben – das Nest aus, während Herr Kuckuck schlafend auf dem Ei sitzt.
Und eines Morgens ist es dann tatsächlich soweit: Das Ei knackt, öffnet sich und herauskommt ein kleines Vöglein, das zunächst nicht aus dem Nest fliegen will, weil es nicht weiß, ob es sich für den Tag oder die Nacht entscheiden soll. Doch dann kommt sein großer Tag: Sonnenfinsternis! Der kleine Vogel fliegt los – ob er als Tag- oder als Nachtvogel leben wird, wird uns jedoch nicht verraten: „Allein dieser schöne, freie Vogel wird es entscheiden.“
Und ist es nicht genau so? Zwei Menschen finden sich und verlieben sich, sie bekommen ein, zwei, drei oder mehr Kinder und in diese bringen diese zwei Menschen ihre gesamte Lebensgeschichte, ihre (Familien-) Kultur, ihre Gene und Gewohnheiten ein. Ob Eule oder Lerche, Ordnungsfreak oder Chaot, Orient oder Okzident – unsere Kinder sind eine Mischung aus uns und doch ganz eigene Persönlichkeiten. Und dann fliegen sie irgendwann hinaus in die Welt und machen das Beste draus. Allein diese schönen und freien Vögel werden entscheiden.
Éric Battut: Kuckuck Uhu. TintenTrinker Verlag 2016, ab vier Jahren, 14,00 €.
ISBN/EAN: 9783946401049
Sprache: Deutsch
Umfang: 32 S.
Erschienen am 29.07.2016
Den Tintentrinker Verlag habe ich dieses Jahr für mich entdeckt. Dort finden sich wirklich sehr außergewöhnliche und besonders schön illustrierte Bilderbücher, wie z.B. die sehr meditativ-märchenhafte Geschichte DER GESANDTE DES MONDLICHTS:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/03/31/der-gesandte-des-mondlichts/
Das von Dir hier so warmherzig empfohlene KUCKUCK UHU gefällt mir schon alleine wegen des wortwitzwendigen Titels.
Die Geschichte erinnert mich auch an das Bilderbuch TRAUMKANICHEN von Daan Remmerts de Vries, in dem sich eine Eule in ein weißes Kaninchen verliebt…
Nachtaktive Grüße von
Ulrike 🙂
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