Pascal Bresson, Sylvain Dorange, Graphic Novel, Comic, deutsche Geschichte, Nazideutschland, Nazivergangenheit

Comic über einen wichtigen Teil deutscher Geschichte

Ich habe oft von einer mehrbändigen Comicerzählung über die so reichhaltige Geschichte der Juden in Frankreich geträumt, die schon vor den Römern und vor Asterix da waren. Schüler wüssten Geschichte vielleicht mehr zu schätzen, wenn man sie mit Comics unterrichten würde.

Serge Klarsfeld

Das schreibt Serge Klarsfeld in seinem Vorwort von Pascal Bressons und Sylvain Doranges biographischen Comic Beate & Serge Klarsfeld – Die Nazijäger. Dem kann ich natürlich nur zustimmen, wie Ihr wisst.

Die Graphic Novel erzählt anhand der Erinnerungen des Ehepaars Klarsfeld von der Jagd auf Verbrecher aus der NS-Zeit, die Jahrzehnte nach Kriegsende friedlich und ungestört ihr Dasein fristen. Es beginnt mit der wohl berühmtesten Ohrfeige der deutschen Geschichte: Am 7. November 1968 ohrfeigt Beate Klarsfeld öffentlich den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und bezeichnet ihn als Nazi. Das ist der Beginn einer lebenslangen und weltweiten Jagd auf NS-Kriegsverbrecher, der Beate und Serge ihr Leben verschreiben.

Von Frankreich aus recherchieren die Deutsche Beate und der französische Jude Serge, werden politisch aktiv, planen Aktionen und reisen später unter Lebensgefahr um die ganze Welt – nicht nur, um zu verhindern, dass NS-Verbrecher als sei nichts gewesen in der deutschen Politik und Gesellschaft unbehelligt weiterleben, sondern auch im Gedenken an alle Opfer der Shoa; 1985 erscheint Mémorial de la déportation des Juifs de France, das anhand der Liste von 80.000 Deportierten entstand, 2012 kommt die überarbeitete Ausgabe heraus, mit jeweils einem Passfoto der 11.000 jüdischen Kinder, die ebenfalls deportiert wurden. Der größte Erfolg für sie persönlich war der Prozess gegen Klaus Barbie, den „Schlächter von Lyon“.

Der Kampf um Gerechtigkeit bestimmt das gesamte Leben der Klarsfelds, beide verlieren durch ihr politisches Engagment ihre Jobs, Drohanrufe gehören zu ihrem Alltag, in Südamerika wird Beate entführt und mit dem Tod bedroht. Da ist es besonders schön, die aktuellen Familienfotos – mit Kindern und Enkeln – im Anhang zu sehen. (Hier entlang geht’s zum Blick ins Buch.)

Die Graphic Novel Beate & Serge Klarsfeld wird aufgrund der persönlichen und biographischen Färbung den Geschichtsunterricht nicht ersetzen (mich würden zum Beispiel die politischen und finanziellen Unterstützer*innen der beiden interessieren) – um auf den Anfang zurückzukommen -, doch es macht Lust darauf, mehr zu erfahren über die Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg, die deutsche Gesellschaft und den Beginn der 68er-Bewegung. Wer möchte, kann man damit sofort loslegen:

Pascal Bresson, Sylvain Dorange: Beate & Serge Klarsfeld – Die Nazijäger (Übersetzung: Christiane Bartelsen). Carlsen 2021, ab 14 Jahren, 28,00 €.


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