Planet Omar – Nichts als Ärger
Neue Kinderbuch-Reihe mit echtem Diversity-Faktor
Ihr könnt Euch überhaupt nicht vorstellen, wie sehr ich mich über die neue Kinderbuchreihe Planet Omar freue und wie dankbar ich bin, dass der Loewe Verlag diese in ihr Programm genommen hat! Denn die eigentlich sehr klassische Comicroman-Reihe über einen Jungen und die Tücken seines Alltags im Gregs Tagebuch-Stil stammt aus der Feder der Londoner Autorin Zanib Mian und der indonesischen Illlustratorin Nasaya Mafaridik und ist das erste Kinderbuch auf dem deutschen Markt, das einen Titelhelden mit arabischem Namen hat (Hassan aus Hugo & Hassan muss sich den Titel noch teilen).



Nun, worum geht es in Planet Omar? Um Omar, seinen dreijährigen Bruder Esa (hat immer Essensreste im Haar), seine dreizehnjährige Schwester Maryam (kann 28 Suren des Korans auswendig), Mama (superkluge Wissenschaftlerin) und Papa (auch Wissenschaftler) und einen Umzug inklusive Wechsel auf eine neue Schule (aufregend bis angsteinflößend). Sonntags finden in der Familie immer Wissenschaftsworkshops statt, in den Schleim produziert oder etwas zum Knallen gebracht wird. Zwischendurch wird gebetet, es gibt Stress mit dem Angeber der Klasse und Halal-Süßigkeiten und die mürrische neue Nachbarin von nebenan wird irgendwann auch handzahm:
Nach dem Essen holte sie ihr Handy heraus und rief John an (…). Sie erzählte ihm: „Die Moslems haben für mich weniger Chili ins Essen getan, John. Es war köstlich.“ Wir grinsten alle, denn „die Moslems“ genannt zu werden, war für uns jetzt sowas wie ein Scherz.
Planet Omar – Nichts als Ärger, Loewe Verlag
Und warum freue ich mich so darüber? In Deutschland hat ein Viertel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund, damit sind Menschen gemeint, die selbst oder mindestens eines ihrer Elternteile nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurden. Was das aber auch bedeutet: 21,2 Millionen Menschen in Deutschland heißen weder Paul, Jonas und Ben oder Emma, Marie und Mia. Für viele von ihnen ist Weihnachten nicht das allergrößte Fest. Einige haben Großeltern mit einer anderen Muttersprache. Manche haben eine andere Hautfarbe als der Rest der Bevölkerung, manche haben andere Essgewohnheiten, Angewohnheiten und Traditionen.
Doch vieles davon kommt noch immer nicht regelmäßig in der deutschen Kinderliteratur vor. Nach wie vor gehen in der Regel Ben und Emma das erste Mal aufs Töpfchen und Henry, Ida und Lotta erleben Schulabenteuer. Iwan und Nikolaj, Nhung und Lan, Orhan und Melek dienen maximal als Sidekick.
Dass der Loewe Verlag sich für einen Titelhelden entschieden hat, dem aufgrund seines Namens und Geschlechts in der Regel viel Misstrauen entgegengebracht wird, freut mich außerordentlich. Denn nur so kann es gehen: Wenn ich in den kulturellen Erzeugnissen einer Gesellschaft vorkomme, in ihren Büchern, Medien, Filmen und Serien, wenn ich dort nicht nur Sidekick oder gar der*die kriminelle Gegenspieler*in bin, dann fühle ich mich auch als ein Teil dessen. Und wenn ich nicht ausschließlich etwas über die Abenteuer von Max und Marie lesen muss, dann lese ich auch viel lieber. Klingt doch logisch, oder? 😉
Hier entlang geht’s zur Leseprobe. Und am 13. Januar erscheint bereits der zweite Band: Der blanke Wahnsinn.


Zanib Mian, Nasaya Mafaridik: Planet Omar (Übersetzung: Ann Lecker). Loewe Verlag 2020, ab 8 Jahren, 9,95 €.
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