Ein Bilderbuch über Demenz – und eine Hommage an die Liebe
Gäbe es auf dem Blog so etwas wie die Rubrik „Das besondere Bilderbuch“, dann wäre Entenblau von Lilia definitiv dort zu finden: zart und empathisch, mit einem feinen Humor und einer großen Botschaft – für Kinder und Erwachsene gleichermaßen.

Eines Tages findet die Ente am Teich ein kleines, weinendes Krokodilbaby. Da dessen Mutter nicht wieder auftaucht, nimmt sich die Ente seiner an, beruhigt es, passt auf, dass ihm nichts passiert und bringt ihm Schwimmen bei. Die Ente und das Krokodil sind sehr glücklich zusammen und so wird das kleine Krokodil immer größer und größer während die Erinnerung der Ente immer schwächer wird. An manchen Tagen erkennt sie das Krokodil nicht, an manchen Tagen kann sie nur weinen – dann beruhigt das Krokodil die Ente und passt auf sie auf…
„Warum bin ich jetzt so traurig?“ fragte Monsieur 3 nach der letzten Seite, denn wie auch im echten Leben gibt es kein richtiges Happyend, wenn es um Demenz geht. Das Krokodil kümmert sich rührend um die Ente, kennt ihre Lieblingsplätze, weiß, was sie beruhigt und tröstet – und muss sich doch anhören „Wer bist du?“ und mitansehen, wie die Ente Angst vor ihm bekommt. Das ist schwer auszuhalten, im Leben wie im Bilderbuch.
Und doch spendet Entenblau bei all der Traurigkeit Trost, denn es erinnert uns, dass Alter, Krankheit, Demenz und (nahender) Tod zu unserem Leben dazugehören, so gern wir diese Themen als Gesellschaft auch ausklammern möchten. Lilia zeigt, dass man ihnen begegnen muss und zwar nicht mit Jugendwahn und Optimierung oder noch mehr Yoga und noch mehr Achtsamkeit, sondern mit: Liebe.
Lilia: Entenblau (Übersetzung: Christina Youn-Arnoldi). Mixtvision 2021, ab 3 Jahren, 15,00 €. (Leseprobe)