Und was liest du so? China, Kinderliteratur, Buchtipp, Rezension

Menschen, die mit Kindern und Literatur zu tun haben, stellen ihr Lieblingskinderbuch vor

Die heutigen Buchempfehlungen wurden mir von der Illustratorin Yi Meng Wu mit „lieben Grüßen aus China geschickt“ – und ich freue mich wirklich riesig darüber! Yi Meng wurde in China geboren, kam als Kind nach Deutschland und studierte Visuelle Kommunikation an der École nationale supérieure des Arts Décoratifs Paris und diplomierte an der Universität der Künste Berlin.

Und was liest du so? China, Kinderliteratur, Buchtipp, Rezension
Illustratorin Yi Meng Wu (Fotocredit: Zheng Sun Photography)

Die Interkulturalität ihres eigenen Lebens zeigt Yi Meng auch in in ihren Werken: In ihrem Berliner Designatelier Studio Wu 無 zeichnet, bastelt, schreibt und denkt sie mit analogen und digitalen Mitteln zum Thema „interkulturelle Gestaltung“ und ihr aktuelles Kinderbuch, erschienen im wunderbaren Kunstanstifter Verlag, hat auch genau das zum Thema.

In Yaotaos Zeichen findet Lucie auf dem Dachboden ihrer Großeltern einen Koffer mit geheimnisvollen Schriftzeichen. Dieser Koffer gehörte ihrem Urgroßvater Yaotao, der in den 1930er Jahren aus China nach Frankreich kam. Lucie öffnet den Koffer und plötzlich fliegen die Schriftzeichen aus dem Koffer und erzählen Yaotaos Geschichte…

Und auch in ihren Kinderbuchtipps zeigt sich Yi Mengs Interkulturalität, sie nimmt uns mit nach China, Schweden und Deutschland.

Und was liest du so, Yi Meng Wu 吳禕萌?

„Da ich meine Kindheit zuerst in Shanghai und dann im Ruhrgebiet verbracht habe, fallen mir Bücher aus beiden Ländern ein.

Kinderliteratur aus China

Das Vagabundenleben von Sanmao 三毛流浪记

Sanmao ist die Geschichte eines Waisenjunges aus der Feder vom chinesischen Karikaturist und Illustrator Zhang Leping 张乐平 (* 1910–1990), der als einer der Begründer des modernen Comics in China gilt.

Comic, China, 30er Jahre
Sanmao (Quelle: Yimeng Wu)

Die Erlebnisse von Sanmao spielen sich ab im goldenen Zeitalter der 30er und 40er Jahre in Shanghai: Mit einfachen Pinselstrichen bringt der Künstler ausdruckstark die Abenteuer des kleinen Jungen am Rande der Gesellschaft zu Papier, der oft soziale Missstände und Ausgrenzung durch den Kolonialismus (Shanghai war damals unterteilt in europäische Konzessionen) sowie den Folgen des Sino-Japanischen Krieges am eigenen Leibe erfährt, aber trotzdem noch seine kindliche Verspieltheit nicht verliert. Die Comic-Reihe von Sanmao hat Kultstatus in China wie Tim und Struppi in Europa und wurde vielfach verfilmt.

Kinderliteratur aus Deutschland

Vater & Sohn 父与子

Buchtipps, Und was liest du so? Comic
Die chinesische Ausgabe von ‚Vater und Sohn‘ (Quelle: Yimeng Wu)

Als Pendant zu Sanmao fallen mir die Geschichten von Vater & Sohn von E.O. Plauen ein, die ich lustigerweise in einer chinesischen Edition in Shanghai gern gelesen habe mit 7 Jahren. Es sind ebenfalls simple schwarzweisse Linienzeichnungen, die kleine Szenen aus dem Lebens eines Jungen und seines schnurbärtigen Vaters in der 30er und 40er Jahren mit viel Liebe und Humor beschreiben.So habe ich mir damals die Alltagswelt der Kinder in Deutschland vorgestellt, bevor ich dann mit fast neun Jahren nach Deutschland kam.

Astrid Lindgren

Astrid Lindgrens Märchen war eines meiner ersten und liebsten deutschen Kinderbücher mit viel Text. Ich tauchte sehr gern ein in die stimmungsvollen und phantastischen Geschichten wie z.B. Nils-Karlsson-Däumling, die wunderbar illustrativ begleitet worden sind von Ilon Wikland. Astrid Lindgren scheute nicht zurück vor Themen wie Armut, Tod, Krankheit oder Einsamkeit. Sie zeigt einfühlsam, wie Kinder durch die eigene Phantasie eine Kraft entfalten können und sogar magischen Wesen begegnen, die ihnen dabei helfen, mit den Schwierigkeiten des Lebens umzugehen.

Als Kind fand ich die Geschichten oft traurig und mitunter auch gruselig, war aber gerade deswegen fasziniert davon, weil sie eine echte Tiefe besitzen.

Mein Lieblingsbilderbuch als Erwachsene

Mein Lieblingsbilderbuch der heutigen Zeit ist das großformatige Bilderbuch von Christina Röckl Und dann platzt der Kopf. Christina, die ich durch unseren gemeinsamen Verlag Kunstanstifter persönlich kennengelernt habe, hat Kinder unterschiedlichen Alters befragt, wie sie sich die Seele vorstellen. Die überraschenden und poetischen Antworten der Kinder hat sie in expressive und phantasievolle Bilder gebracht, die eine ganz eigene narrative Linie und Spannung durch das Medium Buch entwickeln.

Ästhetisch und inhaltlich spricht mich das experimentelle und philosophische Bilderbuch, was unter die Haut geht, total an. Es wurde ausgezeichnet mit dem deutschen Jugendliteraturpreis 2015 in der Sparte Sachbuch.“


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